Russland droht VPN-Diensten mit Blockade

Weil sie die Aufforderung ignorierten, den Verkehr über staatliche Server zu lenken, will die russische Aufsichtsbehörde zahlreiche VPN-Dienste aussperren.

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Russland will VPN-Dienste blockieren, die sich staatlicher Zensur verweigern

(Bild: spainter_vfx/Shutterstock.com/heise online)

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Die russische Telekom-Aufsichtsbehörde Roskomnadzor steht offenbar kurz davor, mehrere VPN-Dienste (Virtual Private Network) in Russland zu blockieren, weil diese sich weigern, ihren Datenverkehr an die staatlichen IT-Systeme für Filterlisten zu koppeln. Mit Letzteren will Russland die Blockade unerwünschter Websites und Messengerdienste durchsetzen. Der Chef von Roskomnadzor, Aleksandr Zharov, sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die Blockade der Anbieter könne binnen eines Monats in Kraft treten.

Zharovs Behörde hat Ende März zehn größere VPN-Anbieter in Russland aufgefordert, ihren Datenverkehr über das staatliche Informationssystem FGIS zu leiten. Neun wären dieser Aufforderung jedoch nicht nachgekommen und hätten gar nicht reagiert. Bei den Anbietern soll es sich um NordVPN, ExpressVPN, OpenVPN, TorGuard, KeepSolid, HideMyAss!, Hola VPN, IPVanish und VyprVPN handeln. Lediglich das in Russland ansässige Unternehmen Kaspersky Lab habe sein Produkt Secure Connection an FGIS angeschlossen.

Einige der 9 Anbieter haben öffentlich kundgetan, dass sie der Aufforderung der russischen Behörde nicht nachkommen würden. NordVPN und OpenVPN etwa beriefen sich bei ihrer Weigerung darauf, dass mit der Maßnahme die Vertraulichkeit der Nutzerdaten und damit deren Privatsphäre infrage gestellt wären (wofür das "P" in VPN steht), was dem eigenen Geschäftsmodell widerspräche.

Sollte die Behörde die Blockade umsetzen, müssten russische ISPs den Zugang zu den VPN-Angebot für die Benutzer sperren. Noch stehe die Behörde aber mit einigen Anbietern im Gespräche. Zharov sagte Interfax, diese zehn Firmen seien auch längst nicht alle Anonymisierungsdienste, die in Russland zur Verfügung stünden. Es gebe noch viele weitere, insofern sei es "keine Tragödie für die Benutzer", wenn sie blockiert würden.

In Russland gibt es mittlerweile mehrere Gesetze, die die Nutzung des Internets stark einschränken sollen. 2017 etwa unterzeichnete Präsident Putin ein Gesetz gegen die Verbreitung extremistischer Inhalte im Netz, das sich auch gegen die Nutzung von Proxy- und VPN-Diensten richtet. Der Messengerdienst Telegram wurde im April 2018 offiziell blockiert, weil sich das Unternehmen weigerte, die Kommunikation der Benutzer für den russischen Staat zu entschlüsseln. Und erst im Mai dieses Jahres unterzeichnete Putin ein Gesetz, mit dem Russland ein eigenes Internet bekommen soll: Der russische Internetverkehr muss künftig über Server im eigenen Land gelenkt werden. Zur Begründung heißt es, man wolle sich damit gegen Cyberangriffe und Ausfälle absichern. (tiw)