E-Scooter: Autoclubs fordern breitere Radwege

Gerade für kurze Wege können E-Scooter praktisch sein: Seit kurzem sind sie auf den Straßen unterwegs. Es gibt auch Gefahren – für die Autoclubs Lösungen sehen.

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"Roller to go"

(Bild: dpa, Nils Hendrik Mueller)

Lesezeit: 6 Min.
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  • dpa
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Nach mehreren Unfällen mit Elektro-Tretrollern fordern die Autoclubs ADAC und ACE mehr und breitere Radwege. "Auto- und Radfahrer leiden schon länger unter den vorhandenen Engpässen in der Verkehrsinfrastruktur", sagte eine ADAC-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. "Mit den neuen Verkehrsteilnehmern verstärkt sich das Problem."

Mehrere Verleiher bieten seit rund zwei Wochen E-Scooter an. Fahrer müssen Fahrradwege nutzen oder Straßen, wenn es keine Fahrradwege gibt. Gehwege sind für sie tabu.

Seit der Zulassung Mitte Juni hat es mehrere E-Scooter-Unfälle mit Knochenbrüchen gegeben. In Berlin etwa ist eine Fahrerin nach einem Sturz von einem Kleintransporter überrollt worden. Eine Touristin knallte mit ihrem E-Tretroller in einen Lastwagen. Und in Düsseldorf prallte ein E-Scooter-Fahrer mit einer Radfahrerin zusammen. Aus anderen Ländern sind sogar Unfälle mit Toten bekannt.

Internationale Studien und Daten weisen auf ein hohes Verletzungsrisiko hin, wie Christopher Spering von der Klinik für Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen sagte.

In den USA, wo E-Scooter schon länger zugelassen sind, hatten Forscher Anfang des Jahres Daten aus Notfallambulanzen von zwei Kliniken in Südkalifornien ausgewertet: Demnach kamen in den beiden Kliniken innerhalb von einem Jahr 249 Patienten nach einem E-Scooter-Unfall in die Notaufnahme. Die meisten waren als Fahrer verunglückt. Die häufigsten Verletzungen waren Kopfverletzungen, gefolgt von Knochenbrüchen, Prellungen, Stauchungen und Platzwunden. 15 Patienten mussten stationär behandelt werden, zwei kamen mit schweren Kopfverletzungen auf die Intensivstation.

Was E-Scooter im Vergleich etwa zum Fahrrad besonders macht, ist unter anderem die Position des Fahrers, wie Spering erklärte. Der Fahrer stehe aufrecht auf einem kurzen Brett und habe nur einen kleinen Lenker zum Festhalten. Diese relativ wacklige Position des Fahrers sieht Spering als Hauptrisiko für einen Unfall. Hinzu kommt: Der Fahrer könne Richtungswechsel nicht anzeigen, da einhändiges Fahren nicht möglich sei. Das erschwere es anderen Verkehrsteilnehmern, das Fahrverhalten einzuschätzen. Auch Bremsvorgänge und Beschleunigungen seien nicht ersichtlich – und dies alles auf vollen Straßen und Wegen.

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Das Berliner Verleihunternehmen Tier teilte auf Anfrage mit, bisher noch keine ausreichenden Daten zu Unfällen mit E-Tretrollern zu haben. Man wolle die Entwicklung weiter beobachten. Als Anbieter trage man eine große Verantwortung für die Sicherheit, etwa mit regelmäßigen Wartungen der Flotte. Im übrigen sei verringerter Autoverkehr "der wohl größte Treiber für mehr Sicherheit auf den Straßen". Ob jedoch mehr Menschen auf das Auto verzichten, weil es inzwischen Rollerangebote gibt, ist umstritten.

Für die Sprecherinnen der beiden Auto-Clubs ist klar: Auto- und Radfahrer müssen sich erst einmal an die neuen Verkehrsteilnehmer gewöhnen. "Für Autofahrer ist es noch schwierig, ihre Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen", sagte die ACE-Sprecherin. Mit ihren kleinen Rollen können E-Tretroller bis zu 20 Kilometer pro Stunde fahren.

Die ADAC-Sprecherin rät neuen E-Scooter-Fahrern zudem, zunächst auf einem Privatgrundstück zu üben und einen Helm zu tragen. Ein Helm ist jedoch eigentlich nicht vorgeschrieben. Auch einen Führerschein oder eine Mofa-Prüfbescheinigung braucht man nicht, um mit einem E-Scooter loszudüsen. Fahrer müssen nur mindestens 14 Jahre alt sein.

Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) rechnet vor allem in den ersten Monaten mit vielen Unfällen – auch nach eigenen Testfahrten mit einem E-Scooter. "Man glaubt ziemlich schnell, dass man sicher unterwegs ist." Allerdings fehlten Erfahrungen im Verkehr – etwa wie der Roller reagiere, wenn plötzlich Fußgänger auftauchten und man schnell ausweichen müsse. Zudem wolle man rasch die Geschwindigkeit austesten.

E-Scooter mit Straßenzulassung (8 Bilder)

Moovi StVo

  • zwei mechanische Bremsen
  • geringes Gewicht
  • Vollgummireifen
(Bild: Moovi / Kaufmann Sortimentsgroßhandel GmbH)

Die Zahl der umstrittenen E-Scooter in den Straßen Frankfurts nimmt zu. Nachdem elektrische Roller des Berliner Anbieters Tier Mobility seit etwa einer Woche am Main zum Stadtbild gehören, verleiht nun auch das Unternehmen Circ solche Fahrzeuge in der Stadt. Bisher hielt sich der befürchtete Ärger von Autofahrern oder Fußgängern in Grenzen. "Bei uns ist bisher nichts angekommen", sagte ein Sprecher der Polizei mit Blick auf die Elektro-Flitzer. Von Behinderungen oder Unfällen sei bisher nichts bekannt.

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Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des Frankfurter Verkehrsdezernats. Demnach seien bislang keine Probleme bekannt. "Aber bisher waren auch noch nicht viele E-Roller unterwegs", fügte er hinzu. Dies werde sich nun aber ändern. Allein das Unternehmen Circ biete zunächst 200 Fahrzeuge für Frankfurt an. Nach Bedarf und in Zusammenarbeit mit der Stadt wolle man die Stückzahl entsprechend erhöhen, wie das Unternehmen mitteilte. Das Unternehmen Tier Mobility, das seit einigen Tagen in Frankfurt aktiv ist, will zunächst Roller im unteren dreistelligen Bereich anbieten und dies nach und nach ausbauen.

Neben diesen beiden Anbietern haben noch acht weitere Unternehmen ihr Interesse angemeldet, heißt es von der Stadt. Mindestens zwei davon – nämlich Limebike und Byke – seien schon mit dem Verleih von Rädern am Main vertreten. Daher hält man es im Verkehrsdezernat für möglich, dass beide Anbieter demnächst auch E-Scooter anbieten. Ob der Wettbewerb am Ende zu einer ausufernden Anzahl von E-Scootern führt, sei nicht ausgemacht. "Wenn die steigende Zahl von E-Scootern zu Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmern kommt, suchen wir das Gespräch mit den Unternehmen", sagte der Dezernatssprecher. (bme)