Strom aus Kalorien

Jose Avinas Fitnessstudio ist unabhängig vom Stromnetz – durch strampelnde Kunden.

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Strom aus Kalorien

(Bild: EcoFit)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

In der kalifornischen Hauptstadt steht ein Fitness-Betrieb, der keinen Strom mehr aus dem Netz braucht. Die elektrische Energie, die für den Betrieb von Sacramento Eco Fitness nötig ist, erzeugen seine Kunden auf modifizierten Spinningrädern, Crosstrainern und Laufbändern selbst. Der erstrampelte Strom wird in einer Batterie gespeichert. Nur 30 Dollar Grundgebühr bezahlt Jose Avina, ein ehemaliger Marinesoldat, noch pro Monat an seinen Stromversorger.

Seine Idee klingt, als hätte es sie schon lange geben müssen. Tatsächlich aber ist Eco Fitness Avina zufolge das erste energieautarke Studio in den Staaten. "Ich wollte den Kunden etwas bieten, damit sie stehen bleiben und einen Wechsel aus ihrem Stammstudio in Betracht ziehen", erzählt Avina. Zwei Hürden standen zwischen seiner Idee und der Realisierung: Zum einen wollte ihm keine Bank Geld für den Gerätekauf vorstrecken. Allein ein Onkel hatte Vertrauen in ihn und investierte.

Zum anderen hatte Avina Schwierigkeiten, einen Fitnessgerätehersteller zu finden, der entsprechend umgerüstete Maschinen verkaufte. Fündig wurde er schließlich beim taiwanesischen Trainingsgerätehersteller SportsArt. Dessen Gründer Paul Kuo hat aus Überzeugung ein stromproduzierendes Cardiorad entwickelt.

Kuos Umweltgedanke gefielt Avina: "Es war eine natürliche Partnerschaft." Während die ersten "Green Series"-Modelle von SportsArt nur sich selbst mit Strom versorgten, folgte ab 2011 die "Eco Powr"-Serie, die überschüssigen Strom ins Netz einspeist. Andere Fitnessstudios wie EcoFit im englischen Badeort Brighton nutzen war auch Eco-Powr-Geräte, aber "Jose Avinas war der Erste, der sein Studio mit einem kompletten Fahrrad-Fuhrpark der neuesten Generation ausstatten wollte", sagt Britt Harris, SportsArts-Marketing-Manager für Nordamerika.

Von außen unterscheiden sich die Trainingsgeräte kaum von den traditionellen Fitnessrädern. Nur ein kleiner, unter der Geräteverkleidung sitzender Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt, verrät die Funktion der Räder. Der Strom lässt sich über die Steckdose ins Netz einspeisen, die Fitnessstudios müssen an den Gebäuden selbst keine Veränderungen vornehmen. Für SportsArt-Geschäftsführer Ivo Grossi sind solche Fitnessgeräte die Zukunft, sein Unternehmen hält er gar für "ein verstecktes Juwel, genau wie es Tesla vor sieben, acht Jahren war", sagte er bereits 2016 dem Magazin "Forbes".

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Doch selbst wenn der Vergleich etwas hochgegriffen scheint, bei Avinas Kunden kommt das stromerzeugende Strampeln gut an. Wie bei einem Computerspiel können sie verfolgen, wie viel Watt sie gerade produzieren. Der Studiobesitzer will sie noch weiter animieren und demnächst dem Mitglied mit dem höchsten monatlichen Output einen Monatsbeitrag spendieren.

Sollte einmal Mitgliedsflaute herrschen und in der Batterie zu wenig Strom für den Studiobetrieb gespeichert sein, erhält Avina eine Meldung vom System. Dann muss er gegebenenfalls mit seinen Angestellten selber in die Pedale treten. Darüber hinaus speist auch ein Solarpanel auf dem Dach Strom in die Batterie ein. Läuft sein grünes Fitnesskonzept allerdings weiter so gut wie bisher, wird Avina nicht selbst strampeln müssen, sondern in ein größeres Studio umziehen.

(bsc)