Deutschland kommt ins Rollen

Im Mai hat der Bundesrat den Weg frei gemacht für elektrische Tretroller. Die Branche kommt aus der Nische. Eine bunte Vielfalt von Akteuren baut ein nicht minder farbenfrohes Ökosystem an Produkten und Dienstleistungen auf.

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Elektromobilität: Auf dem Weg zum Öko-Akku

Egret-Ten V4

(Bild: Egret)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Klaus Sieg

Den 17. Mai 2019 hat Florian Walberg in guter Erinnerung. "Was seitdem bei uns passiert, ist unglaublich", sagt der 45-jährige Inhaber des Scooter-Herstellers Walberg Urban Electrics. An besagtem Tag stimmte der Bundesrat der Zulassung von Elektrokleinstfahrzeugen zu – die letzte einer ganzen Reihe großer Hürden. Und Walberg war maßgeblich daran beteiligt.

Bis dato durfte man E-Roller hierzulande nur auf Privatgeländen fahren. Walberg sah das nicht ein und hat sich über Jahre in einer Expertengruppe in Brüssel engagiert, um europaweite technische Standards für sogenannte "Personal Light Electric Vehicles" zu entwickeln, die Voraussetzung für die jetzt erfolgte Zulassung. "Das hat unglaublich viel Kraft, Zeit und Geld gekostet."

Um überhaupt in dieses Komitee aufgenommen zu werden, musste er dem Deutschen Institut für Normung (DIN) beitreten. Dann reiste er sechs Jahre lange alle paar Wochen nach Brüssel und traf sich mit gut bezahlten Ingenieuren großer Hersteller zu zehnstündigen Sitzungen.

Warum das alles? Schließlich war sein Unternehmen bislang mit 50.000 verkauften E-Scootern seit 2012 auch ohne Straßenzulassung schon sehr erfolgreich. In Deutschland verkauft er an Messen, Golfplätze oder Privatpersonen mit Platz. Viele seiner Roller exportiert er zudem nach Frankreich, Spanien und in andere südeuropäische Länder, wo man es mit der Straßenzulassung weniger streng sieht.

Aber Erfolg ist relativ. Walberg war in den 90er-Jahren Mitglied der erfolgreichen Boygroup Bed & Breakfast, anschließend Moderator bei Bravo TV, er gründete einen Verlag und ein Label. Er wollte also schon immer mehr erobern als die Hinterhöfe. Und dafür brauchte er für seine Elektro-Scooter die Straßenzulassung.
Die Rechnung ging auf. Sofort nach der Zulassung gingen die ersten Vorbestellungen für die Straßenversionen der beiden Modelle "Egret" und "The Urban" ein. Nach einer Woche war die Produktion ausverkauft bis September 2019. "Das ist doch ein schönes Problem, oder?" Walbergs wache Augen blitzen auf. Allein in diesem Jahr will er 20.000 bis 30.000 Exemplare verkaufen.

Vorstellungen von weiteren E-Rollern und ihren Herstellern lesen Sie im gedruckten Heft.

(grh)