Körpergeruch verrät Gefühle

Ein Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie hat gezeigt, dass die ausgeatmete Luft verrät, ob Menschen einen Horrorfilm oder eine Komödie anschauen.

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Körpergeruch verrät Gefühle

Jonathan Williams sucht in vollen Kinosälen nach dem Duft der Aufregung und Angst.

(Bild: Thomas Hartmann)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Als Atmosphärenforscher Jonathan Williams die Luft in einem Kino während der Vorstellung analysierte, entdeckte er Erstaunliches: Ein Molekül namens Isopren zeigte die Erregung der Zuschauer. "Bei beängstigenden Szenen variiert etwa die Isopren-Menge stark, geht also schnell hoch und runter", erzählt der Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz gegenüber Technology Review in der aktuellen Ausgabe.

Der Grund sei, dass man bei einem Horrorfilm seinen Körper ständig hin- und herbewegt, man zuckt etwa zusammen, weil man sich erschreckt. Und bei diesen Bewegungen setze der Körper Isopren aus seinen Muskeln frei und atmete es über die Lunge aus. "Aus dieser Fluktuationsrate ließe sich ein genaueres FSK-Rating für Filme ableiten, wie wir letztes Jahr veröffentlicht haben", so Williams. "Je mehr Isopren variiert, desto höher wäre die Altersklassifikation."

TR 8/2019

Auch andere emotionale Zustände hinterlassen dem Forscher zufolge einen charakteristischen Fingerabdruck in der Luft. Bei spannungsgeladenen Szenen und Komödienszenen habe man andere Molekülmassen gefunden als bei einem Horrorfilm – "mehrere Hundert verschiedene insgesamt". Welche Substanzen dabei eine Rolle spielen, kann er derzeit noch nicht sagen. "Wir kennen die Masse einiger dieser Moleküle, aber ihre genaue Identität leider noch nicht. Das ist gerade ein ganz heißes Forschungsgebiet."

Unklar ist auch, ob sie jemand tatsächlich wahrnimmt. Psychologin Bettina Pause von der Universität Düsseldorf hat dazu immerhin erste Hinweise. Am klarsten sind sie bei Angst, aber auch bei Aggressivität und Ekel könnte dies ihren Untersuchungen nach der Fall sein. Sie hofft allerdings, dass die Entschlüsselung des genauen Molekülprofils nie im Einzelnen gelingen wird. "Denn ab dann könnte man Gefühle chemisch verändern."

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen August-Ausgabe von Technology Review (jetzt im Handel und im heise shop erhältlich).

(jle)