Apple schnappt sich Intels Modemgeschäft

Für eine Milliarde US-Dollar greift Apple beim Chipriesen Intel zu. Apple erhofft sich dadurch schneller eigene 5G-Technik.

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Apple schnappt sich Intels Modemgeschäft

Ein Intel-5G-Chip, der so nie auf den Markt kam.

(Bild: Intel)

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Apple hat Intel seine auf Smartphone-Basebands und Funkmodem-Chips spezialisierte Abteilung abgekauft. Eine entsprechende Ankündigung erfolgte in der Nacht zum Freitag. Die Transaktion ist laut Angaben der Verhandlungspartner eine Milliarde US-Dollar wert und soll bis zum Ende des vierten Quartals 2019 abgeschlossen sein – sollten Kartellwächter nicht einschreiten. Insgesamt 2200 Ex-Intel-Mitarbeiter sollen zu Apple wechseln, zudem kauft der Konzern Geräte, geistiges Eigentum mit Patenten und übernimmt Mietverhältnisse.

Der Deal betrifft auch Deutschland, denn hier betreibt Intels Modemsparte einen wichtigen Standort, den der Prozessorgigant einst von Infineon übernommen hatte. Auch diese Mitarbeiter gehen nun zu Apple. Intel wird, so hieß es, nach wie vor die Möglichkeit haben, eigene Mobilfunk-Modems zu produzieren, etwa für PCs, autonome Fahrzeuge oder das Internet der Dinge. Smartphone-Anwendungen sind für das Unternehmen nach dem Verkauf aber tabu. Das durch Apple von Intel erworbene Patentportfolio ist groß – Apple hält nach dem Kauf mehr als 17.000 Schutzschriften insgesamt, darunter Protokolle für Mobilfunkstandards, Modemarchitekturen sowie Modemfunktionsweisen.

Intel will laut eigenen Angaben weiter an 5G-Netzwerktechniken arbeiten. Man behalte hierfür "kritisches geistiges Eigentum" sowie Modemverfahren, die das eigene Team entwickelt habe, wie Intel-Boss Bob Swan sagte. Man sehe in Apple "die richtige Umgebung für unsere talentierten Mitarbeiter und diese wichtigen Assets".

Intel war zuvor mit dem Vorhaben gescheitert, eigene 5G-Modems herzustellen, die eigentlich (auch) für Apple gedacht waren. Apple einigte sich nach einem weltweiten Rechtsstreit um Patente und Lizenzzahlungen außergerichtlich mit dem Intel-Konkurrenten Qualcomm, der lange Apples zentraler Modemlieferant war. Daraufhin erkannte man offenbar bei Intel, dass sich das Geschäft nicht weiter lohnt. Die Früchte erntet nun Apple.

Apple versucht seit Jahren, wichtige Kernverfahren in die eigene Hand zu bekommen – dazu gehört auch die Mobilfunktechnik seiner Geräte. Mit der Übernahme der Intel-Abteilung dürfte sich dies beschleunigen. Spekulationen, Apple würde für eine Milliarde bei Intel zugreifen, gab es schon seit einigen Tagen. Apple-Hardware-Technik-Chef Johny Srouji kommentierte, Apple sei "hoch erfreut", dass nun so viele exzellente Ingenieure Teil des Mobilfunkteams würden. "Wir wissen, dass sie in Apples kreativer und dynamischer Umgebung prosperieren werden." (bsc)