Chatten mit Toten

Wenn Sie Fragen an Elon Musk, Donald Trump, Steve Jobs oder den Dalai Lama haben – die App "Sidekik" verspricht in wenigen Sekunden Antwort.

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Chatten mit Toten

(Bild: Sidekik.ai)

Lesezeit: 1 Min.

Die Macher aus dem Silicon Valley haben eine künstliche Intelligenz mit den Äußerungen der Promis trainiert und daraus Chatbots generiert. Ab 2020 sollen sich auch normale Sterbliche ihr eigenes digitales Vermächtnis aufbauen können. "Wir glauben, dass all unsere Hinterlassenschaften eine Stimme haben sollten", heißt es pathetisch auf der Webseite.

Ich halte mich zunächst an die Lebenden und versuche, dem Avatar von Elon Musk eine Meinung zu Wasserstoffautos zu entlocken. Der reale Musk hat diese Technik wiederholt und deutlichst für Unfug erklärt. Und sein digitaler Zwilling? Antwortet auf die Frage "Halten Sie Brennstoffzellenfahrzeuge für effizient?" mit "Ja. Sie sind sehr einfach herzustellen."

Der Bot scheint also lediglich mit irgendwelchen Schlüsselwörtern nach Antworten aus seiner Datenbank zu angeln. Das ist Sprachtechnologie aus der Steinzeit. So ist es Glückssache, ob der Nutzer überhaupt irgendeine halbwegs passende Antwort erhält, und wenn ja, ob sie wirklich die Meinung des realen Vorbilds wiedergibt oder nicht zufällig das genaue Gegenteil.

Besonders perfide ist das bei Toten, die sich nicht mehr wehren können. Frage ich etwa den virtuellen Steve Jobs nach seinem Verhältnis zu Bill Gates, spuckt der Bot nur Blödsinn aus: "Die Technik ist sehr wichtig, und es ist noch viel zu tun." Ein Weiterleben als digitaler Depp – so ehrt das Silicon Valley also seine Helden.

Produkt: Sidekik
Hersteller: Sidekik.ai
Preis: kostenlos

(grh)