Wegen erneuerbarer Energien: Kohlekraftwerk steht still

Ein Kohlekraftwerk bei Hannover steht still. Für die Betreiber ist es unwirtschaftlich, da die Preise an der Strombörse derzeit so niedrig sind.

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Kohlekraftwerk ruht wegen niedriger Preise dank erneuerbarer Energien

Das Kohlekraftwerk Mehrum am Mittellandkanal.

(Bild: Kohlehafen des Kraftwerks am nahe gelegenen Mittellandkanal, Crux (CC BY-SA 2.5))

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Seit vier Monaten steht das Kohlekraftwerk Mehrum nahe Hannover still. Für den Betreiber, den tschechischen Stromriesen EPH, lohnt sich die Erzeugung von Kohlestrom derzeit nicht. Grund sind die niedrigen Preise an der Strombörse, die wiederrum laut eines Sprechers des Kraftwerks mit einem hohen Anteil regenerativer Energien zu begründen sind. Angesichts des Klimawandels und der Forderung nach einem schnellen Aus für Kohlestrom könnte das zuversichtlich stimmen.

Tatsächlich wird weltweit jedoch so viel Kohle verbrannt wie noch nie. Vor allem asiatische Länder setzen massiv auf Kohleverstromung. Der Weltenergieverbrauch ist 2018 laut Internationaler Energieagentur (IEA) um 2,3 Prozent angestiegen, der Strombedarf um vier Prozent. Damit einher geht auch eine Zunahme der energiebezogenen CO2-Emissionen – 2018 ein Plus von 1,7 Prozent. Und sogar der Klimawandel selbst sorgt für einen Anstieg. Den Anteil der USA an der weltweiten Zunahme des energiebezogenen CO2-Ausstoßes führt die IEA etwa auf einen dort ungewöhnlich kalten Winter zurück.

Das Mehrumer Kraftwerk wird voraussichtlich Ende August oder im September wieder anfahren, sagte die kaufmännische Leiterin, Kathrin Voelkner. Auch andere Kraftwerke unterbrächen zeitweise ihre Stromerzeugung, eine Pause von vier Monaten sei aber ungewöhnlich lang. Für die Beschäftigten hat die Zwangspause keine Auswirkungen, wie die Hildesheimer Allgemeine Zeitung berichtete. Sie kümmern sich um die Wartung und gewährleisten, dass das Kraftwerk im Bedarfsfall wieder Strom liefern kann. Dabei geht es nicht um Sicherheit bei kurzfristigen Schwankungen oder eine Reservefunktion.

In Deutschland gibt es nämlich Kohlekraftwerke, die ausschließlich als sogenannte Sicherheitsreserve dienen. Sie ruhen, die Betreiber bekommen aber vier Jahre nach der Stilllegung Geld, damit die Kraftwerke wieder hochgefahren werden können. Aktiviert werden mussten sie jedoch noch nicht. (Mit Material der dpa) / (emw)