Norwegen: Angriff auf Moschee bei 8chan-Alternative angekündigt

Vor dem islamischen Opferfest hat ein bewaffneter Mann bei Oslo eine Moschee attackiert. Die Tat kündigte er wohl im Netz an und setzt damit eine Serie fort.

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(Bild: ElRoi / Shutterstock.com)

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Eine Woche nach dem blutigen Terroranschlag in der US-amerikanischen Grenzstadt El Paso hat offenbar erneut ein junger Mann ein rechtsextremes Attentat auf einem anonymen Imageboard angekündigt und um Unterstützung geworben.

Am Samstagabend – und damit kurz vor Beginn des muslimischen Opferfest Eid al-Adha – war der Norweger bewaffnet in eine Moschee bei Oslo eingedrungen und wollte wohl ein Blutbad anrichten. Stattdessen wurde er überwältigt und sitzt nun in Haft. Wie später bekannt wurde, hatte er sein Vorhaben offenbar auf "EndChan" angekündigt, einem anonymen Imageboard, das nach dem vorläufigen Aus von 8chan viele neue Nutzer angezogen hatte.

Lediglich eine Woche vorher hatte ein Mann mutmaßlich auf 8chan einen rechtsextremen Anschlag angekündigt und dann in El Paso 22 Menschen erschossen. Es war der dritte Terroranschlag nach diesem Muster und im Zuge von dessen Aufarbeitung hatte der US-Konzern Cloudflare angekündigt, die Verträge mit 8chan zu kündigen. Mit einer kurzen Ausnahme ist das anonyme Forum seitdem offline, viele Nutzer sind Berichten zufolge auf Alternativen wie "Endchan" oder "Neinchan" ausgewichen. Am vergangenen Samstag ging dann aber auch Endchan offline.

Wie die Betreiber von "EndChan" später eingestanden, hatte vor dem Anschlagsversuch am Samstag in Norwegen jemand unter dem Namen des mutmaßlichen Täters auf der Plattform gepostet und eine Bluttat angekündigt. Sie versichern, der norwegische Attentäter sei "nicht repräsentativ für unsere regelmäßige Nutzerschaft". Eine Welle von ehemaligen 8chan-Nutzern sei aber zuvor nicht nur über Endchan hereingebrochen, sondern über viele ähnliche Seiten. Man könne auch nicht verifizieren oder entkräften, dass der Attentäter tatsächlich hinter dem Eintrag steckt. Die Betreiber geben sich offen für Vorschläge, wie sie nun weiter verfahren sollen, ihre Seite soll aber wieder online kommen.

Der Anschlagsversuch in Norwegen – wo der mutmaßliche Täter wohl zuvor seine Stiefschwester getötet hatte – und die Verbindung zu anonymen Onlineforen weisen einmal mehr auf die Gefährlichkeit einer bestimmten Subkultur, die sich dort entwickelt hat. Schon lange weisen Beobachter darauf hin, dass sich in den Insider-Witzen und Troll-Beiträgen, die Leser provozieren und ablenken sollen, viele rechtsextreme Inhalte finden, die Menschen radikalisieren sollen. Attentäter werden als Helden gefeiert oder Verlierer bezeichnet, je nachdem, wie viele Menschen sie getötet haben. Genau auf diese Weise wurde etwa in dem aktuellen Eintrag auf Endchan offenbar ein Bezug zu dem Attentat in Christchurch hergestellt.

"Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter rechtsextremistische Ansichten hatte", erklärte laut dpa inzwischen auch ein Sprecher der Polizei. Der Mann habe Sympathie für den norwegischen Politiker Vidkun Quisling zum Ausdruck gebracht, der im Zweiten Weltkrieg eine von den deutschen Besatzern abhängige Regierung führte und dessen Name zum Synonym für Kollaborateure wurde. Der Festgenommene habe außerdem eine feindselige Haltung gegen Einwanderer. Die Polizei arbeite weiterhin daran, ein komplettes Profil über den Mann zu erstellen, sagte die stellvertretende Polizeichefin. (mho)