Post aus Japan: Benebelter Sommer

Während in Deutschland Hitzerekorde geknackt werden, stellt ein japanischer Konzern eine Freiluftkühlung für heiße Sommertage vor. In Deutschland würde sie sicherlich noch besser wirken als in Ostasien.

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Post aus Japan: Benebelter Sommer

(Bild: Panasonic)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Olympische Sommerspiele zur besten amerikanischen Sendezeit im Juli oder August abzuhalten, wird immer mehr zur Hitzestrapaze. Die Tokioter Sommerspiele werden es im kommenden Jahr beweisen. In den letzten Tagen lagen die Höchstwerte bei über 36 Grad Celsius – und dies bei einer Luftfeuchtigkeit von manchmal 80 oder mehr Prozent.

Auch nachts war es mit 28 oder mehr Grad nur unwesentlich kühler und kein bisschen weniger schwül. Dagegen fühlten sich die 38 Grad, die ich jüngst bei meinem Deutschlandurlaub erleben durfte, dank der trockenen Hitze geradezu kühl an. Aber Japan wäre nicht Japan, wenn nicht wenigstens ein Unternehmen mit einer technischen Lösung für dieses Problem aufwarten würde.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Vorige Woche hat der Technikkonzern Panasonic seine erste Klimaanlage für den Außeneinsatz vor dem Bahnhof Shimbashi installiert, die wenigstens den Zuschauern des Sportspektakels das Überleben der Sommerhitze erleichtern soll. Die Anlage versprüht einen superfeinen Nebel, der sich wie feiner Schweiß anfühlt und rasch durch Evaporation den Raum im Mikronebel für bis zu 15 Personen um vier Grad kühlt. In Deutschland mit seiner niedrigen Luftfeuchtigkeit könnte die Kühlung sogar noch besser funktionieren.

Das Prinzip, durch Verdunstung zu kühlen, ist dabei nicht die technische Errungenschaft. Es wird schon lange von Natur und Mensch angewendet, auch in Japan. In Tokio werden einige Flaniermeilen schon jetzt zeitweise in Nebel gehüllt, um die Passanten zu kühlen. Ich habe an einer Stelle im Stadtteil Marunouchi schon erlebt, dass die Sicht teilweise auf etwa 50 Meter schrumpft, wenigstens entlang der Nebelleitungen. Aber Panasonics System zeichnet sich dadurch aus, dass es Wasser weitaus feiner in unter zehn Mikrometer kleine Tröpfchen zerstäubt und zusätzlich optimal mit Luft verwirbelt.

Das Resultat soll sich weniger feucht anfühlen als die bisherigen kruden Zerstäuber, die in Marunouchi aus in Alleebäumen gehängte Plastikleitungen mit Düsen bestehen. Es soll auch stärker kühlen. Gleichzeitig ist diese Art der Kühlungsanlage deutlich effizienter und kostensparender als herkömmliche Klimaanlagen mit ihren großen Wärmetauschern, Kompressoren und hohen Unterhaltskosten.

Spottbillig wird die "Green Air Con" dennoch nicht. Panasonic will ab September seine "Green Air Con Flex", dessen Schläuche und Düsen nachträglich überall verlegt werden können, für rund 13.000 Euro pro Stück verkaufen. Als Anwendungsbeispiele nennt der Konzern Außenbereiche von Cafés, Stadion oder Service-Stationen. Allerdings muss es genug Platz für eine Gerätebox geben.

Der Zeitpunkt für den Start des Produkts ist gut gewählt. Für die olympischen Spiele werden sich die Veranstalter nicht lumpen lassen und wahrscheinlich Panasonic einen guten kommerziellen Start für das neue Produkt ermöglichen. Gleichzeitig kann der Elektronikkonzern dann die olympischen Festwochen als Werbebühne nutzen, um sich in einem der Boommärkte der Zukunft besser zu positionieren. Der Marktforscher Data Bridge sagt voraus, dass der Markt für Klimaanlagen von 132 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 328 Milliarden US-Dollar im Jahr 2026 explodieren wird. Denn der Klimawandel kocht in immer mehr Ländern bisherige Klimaanlagenverächter weich.

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