Umfrage: Angst vor Datenklau und "Fake-News"

Für Parteien sind soziale Medien Risiko und Chance zugleich. Auch Unternehmenslenker treibt die Sorge um, ihre Firma könne Opfer werden.

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Fakten als Ansichtssache? Angst vor Datenklau und "Fake-News"

(Bild: Dragon Images/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Unter Top-Managern und Politikern in Deutschland wächst die Sorge vor Hacker-Angriffen und Datendiebstahl. Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Allensbach sehen 67 Prozent der Abgeordneten und Führungskräfte den Diebstahl von privaten Daten und Informationen durch Cyber-Angriffe als großes Risiko für die Menschen in Deutschland an. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 62 Prozent.

Die Studie im Auftrag des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte zeigt außerdem, dass rund drei Viertel der Befragten das Risiko, als sehr hoch einschätzen, dass die öffentliche Meinung durch Fake News manipuliert wird. Sehr beunruhigend sei, dass 40 Prozent der deutschen Bevölkerung der Ansicht seien, "was wahr ist und was falsch, was Fakt ist und was kein Fakt ist, das ist Ansichtssache", sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch in Berlin. Vor diesem Hintergrund seien die Suche nach und die Prüfung von Fakten zu verteidigen als ein "Wert an sich".

Nach Angaben der befragten Führungskräfte hat die Frequenz der IT-Angriffe auf deutsche Unternehmen zugenommen. 53 Prozent von ihnen gaben an, ihr Unternehmen sei täglich oder mindestens einmal in der Woche Cyberangriffen ausgesetzt, mit dem Ziel, an Firmengeheimnisse zu gelangen oder das Unternehmen anders zu schädigen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten 46 Prozent der Befragten diese Sorge geäußert. Eine Analyse ergab: Ransomware-Angriffe auf Firmen haben sich fast vervierfacht.

Bei jedem fünften Unternehmen hätten solche Angriffe bereits spürbare – zum Teil massive – Schäden verursacht. Die Sorge, dass Unternehmen persönliche Daten missbrauchen könnten, treibt den Angaben zufolge aktuell 51 Prozent der sogenannten Entscheider um. Dieser Wert liegt etwas niedriger als in den Jahren zuvor – 2017 hatten 57 Prozent der Befragten hier ein hohes Risiko gesehen. Der Rückgang könnte nach Einschätzung der Auftraggeber der Studie mit den neuen Vorgaben durch die Datenschutzgrundverordnung in Zusammenhang stehen.

Interessant ist die Studie auch mit Blick auf den gewachsenen Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung. Jeder zweite Abgeordnete sieht dabei vor allem Risiken. Nur 34 Prozent der befragten Politiker betonten eher die damit verbundenen Chancen. 16 Prozent glauben, dass sich Chancen und Risiken die Waage halten. Große Unterschiede zeigen sich allerdings zwischen CDU, CSU und SPD auf der einen Seite und den Abgeordneten der Opposition im Bundestag. Während die Befragten aus den GroKo-Parteien die Chancen, die soziale Medien für die eigene Parteien bieten, mit 43 Prozent eher niedrig einschätzen, sehen das die Abgeordneten der anderen Parteien ganz anders. 85 Prozent von ihnen glauben, dass für ihre Partei die Chancen überwiegen. Die Abgeordneten der traditionellen Volksparteien "fürchten, hier nicht trittsicher zu sein", sagte Köcher.

Dass der deutsche Staat seine Bürger zu sehr überwacht, halten nur 16 Prozent der befragten Politiker und Manager für ein großes Risiko. Dass andere Staaten – etwa die USA oder China – deutsche Bürger ausforschen, befürchtet dagegen jeder Zweite. 89 Prozent der Abgeordneten und 71 Prozent der Wirtschaftsführer sind der Meinung, dass für eine ausreichende Cybersicherheit die wichtigsten Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung und Vernetzung von deutschen oder europäischen Unternehmen hergestellt werden sollten – von diesem Ziel ist man aktuell allerdings noch sehr weit entfernt. (emw)