Ablenkung macht die Arbeit schwer – und stressig

Gerade Arbeitnehmer, die mit digitalisierten Techniken arbeiten, beschweren sich über unerwünschte Unterbrechungen. Enormer Stress ist die Folge.

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Ablenkung macht die Arbeit schwer – und stressig

(Bild: KC Jan/Shutterstock.com)

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Von
  • Torsten Kleinz
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Das klingelnde Telefon am Nachbartisch, drei gleichzeitig eintreffende dringende E-Mails von Kunden, das fünfte Meeting ohne klaren Zweck – die Ablenkungen am Arbeitsplatz sind zahlreich. Eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi zeigt: Häufige Unterbrechungen sind nicht nur Gift für produktive Arbeit, sondern sorgen auch für akute Überlastung der Beschäftigten.

Eine Studie der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf Basis von repräsentativen Umfragen zum DGB-Index "Gute Arbeit" zeigt den Umfang des Problems. So fühlt sich mit 52 Prozent eine knappe Mehrheit der Befragten im Dienstleistungssektor durch häufige ungewollte Unterbrechungen genervt. Folge: Dauer-Stress bis hin zur psychischen Erkrankung.

Die Unterbrechung ist demnach gleichzeitig Symptom als auch Ursache der Überlastung. So beschweren sich Mitarbeiter, deren Arbeitsbelastung sich über die Jahre erhöht hat, auch mit 69 Prozent wesentlich häufiger über die vielen Unterbrechungen. Arbeitnehmer mit einem über Jahre stetigen Arbeitsablauf zeigen sich hingegen als wesentlich weniger betroffen: Nur 42 Prozent beschweren sich hier über die vielen Ablenkungen.

Insbesondere digitale Arbeitsmittel scheinen die Unterbrechungen zu befördern. 62 Prozent der Befragten, die häufig am Rechner arbeiten, beschweren sich darüber, ihrer Arbeit nicht ungestört nachgehen zu können. Bei eher analogen Tätigkeiten sieht es umgekehrt aus: Hier beklagen gerade einmal 38 Prozent die häufigen Ablenkungen. Insbesondere das Multitasking fällt vielen Arbeitnehmern schwer. An zweiter Stelle steht die ständige Erreichbarkeit im Heimbüro oder unterwegs.

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Ein Mittel gegen die schädlichen Auswirkungen unerwünschter Unterbrechungen ist die gewünschte Unterbrechung. So plädiert Frank Werneke, stellvertretender Vorsitzender von Verdi, dafür, den Arbeitnehmern mehr verlässliche Atempausen zu geben. "Ununterbrochenes Arbeiten ist nämlich genauso schädlich wie gestörtes Arbeiten“, erklärt Werneke. Wer ab und zu vom Schreibtisch aufstehen und sich erholen kann, ist danach wieder für viele Belastungen bereit.

Einige Unternehmen versuchen jedoch den gegenteiligen Weg: So versuchen insbesondere Digital-Agenturen durch eine strikt ablenkungs- und pausenfreie Umgebung die Produktivität der Mitarbeiter bei gleichzeitig drastisch verkürzter Arbeitszeit nach oben zu schrauben. So sind Regelarbeitstage von sechs oder nur fünf Stunden möglich. Viele Arbeitnehmer haben lieber Freizeit statt mehr Geld.

Allerdings ist das Modell nur in wenigen Branchen und Organisationsformen möglich. So kann etwa die Regel, E-Mails nur einmal pro Stunde oder gar seltener abzurufen, nicht durchsetzbar sein, wenn Kunden eine prompte Antwort auf dringende Probleme erwarten. Zudem steigt die Arbeitsbelastung in deutschen Unternehmen in den letzten Jahren stetig an. Die Überstunden häufen sich.

Um hausgemachte Überlastungen zu vermindern, appelliert ver.di, dass Unternehmen das Problem bewusst angehen sollten. "Ein angemessenes Arbeitstempo und Zeitpuffer im Arbeitsablauf erlauben es, auf Unvorhergesehenes ohne Hektik zu reagieren", erklärt Werneke. "Räumliche Ausstattungen könnten Stressabbau begünstigen."

So nennt die Studie einen Fall, wo Projektleiter und Entwickler zusammen in einem Großraumbüro arbeiten mussten. "Man bekommt natürlich einiges mit, aber generell lenkt das eben sehr ab, wenn nebenan ständig das Telefon klingelt", schildert ein Entwickler das Problem. Hier appelliert die Gewerkschaft dafür, dass Unternehmen darauf hören sollten, was die Angestellten vorschlagen, da diese den Arbeitsablauf am besten bewerten könnten.

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(emw)