Windows XP kommt früher als erwartet

Für den 25. Oktober hat Microsoft die Markteinführung von Windows XP, den gemeinsamen Nachfolger von Windows 9x/ME und NT/2000, angekündigt. Insider rechnen inzwischen damit, dass PC-Hersteller schon deutlich früher, womöglich ab Mitte September, PCs mit vorinstalliertem Windows XP werden ausliefern können. Offenbar liegen die Entwickler gut in ihrem Zeitplan. Der endgültige Code soll Mitte August fertiggestellt sein und noch im selben Monat an PC-Hersteller und in die Produktionsstätten gehen. Offiziell ist das zwar alles noch nicht, aber auch schon bei der Einführung von Windows 2000 steckte erheblich Luft in den Terminen. Und einige Händler preschten auch damals vor.

Verständlich wird die vorgezogene Auslieferung, weil Microsoft von vielen Seiten unter Druck gerät: Die amerikanische Justiz prüft möglicherweise, ob sich durch die Integration diverser Internet-Applikationen in das Betriebssystem nicht Wettbewerbsverzerrungen ergeben, die einen Auslieferungsstop rechtfertigen. Die Privacy-Hüter kritisieren die mit XP verschmolzenen Dienste wie Passport und außerdem die Zwangsaktivierung – zu letzterer sah sich Microsoft erneut genötigt, ein erklärendes Papier zu veröffentlichen und zankt sich auch mit der WISO-Redaktion, die Montag letzter Woche einen Bericht dazu gesendet hatte.

Je schneller Microsoft Windows XP auf den Markt bringen kann, desto besser. Aber nicht nur der Software-Riese hat ein vitales Interesse daran, XP möglichst schnell unter die Leute zu bringen. Die kränkelnde PC-Wirtschaft verspricht sich von dem neuen Betriebssystem auch steigende Verkaufszahlen. Diese indes dürften erst zu vermelden sein, wenn Windows XP nicht nur mit neuen PCs, sondern ab dem 25. Oktober auch einzeln und als Update erhältlich ist. Viele, die umsteigen wollen, aber einen älteren PC ihr eigenen nennen, dürften dann für klingelnde Kassen sorgen – PCs, die heute unter Windows 95 klaglos laufen, sind mit Windows XP hoffnungslos überfordert. (ps)