Post aus Norwegen: Bedampfung für bessere Erde

Ein norwegisches Start-up hat eine Technik entwickelt, die landwirtschaftliche Flächen aufbereiten kann.

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Soil Steam

(Bild: Soil Steam)

Lesezeit: 3 Min.
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Gute, fruchtbare Erde wird immer seltener. Dürre, zu viel Chemie oder Bodenerosionen sorgen dafür, dass die Landwirtschaft Probleme bekommt. Eine Firma aus Norwegen plant nun, mit einem speziellen Gerät den bäuerlichen Output zu erhöhen und dabei den Pestizideinsatz zu minimieren. Die Erfindung setzt auf etwas ganz einfaches: Wasserdampf.

Die Maschine von Soilsteam aus Sandefjord nutzt eigentlich kein neues Verfahren. Dass es sinnvoll sein kann, Fruchtflächen mit Dampf zu benetzen, wissen Bauern schon seit 100 Jahren, wie das Start-up argumentiert. Dabei soll sich das Wachstum erhöhen und die Erde von Unkraut, Pilzen und unerwünschten Insekten befreit werden, ohne dass Chemie eingesetzt werden muss.

Post aus Norwegen

Norwegen ist ein Paradoxon: Die größte Öl- und Gasnation Europas ist gleichzeitig Klimaschoner Nummer Eins bei Stromerzeugung und Autoverkehr. An dieser Stelle berichtet Ben Schwan über Innovationen aus dem Land der Fjorde – und seine Eigenarten.

Die Maschine kann bis zu 30 Zentimeter tief ins Erdreich eindringen – genug für die meisten Feldfrüchte und Gemüse. Über 600 Quadratmeter Feld sollen sich pro Stunde bearbeiten lassen, wenn abgeerntet wurde.

Laut Angaben von Firmenmanager Hans Kristian Westrum lassen sich Pestizide mit dem Verfahren "nahezu" vermeiden. Gleichzeitig sei auch der Bedarf an Dünger geringer, weil die vom Bauer gewünschten Anbauprodukte nicht mehr gegen Unkraut "kämpfen" müssten. Bei der Bedampfung sollen die Nährstoffe im Boden laut Westrum erhalten bleiben. Dass "gute" Insekten auch dran glauben müssen, räumt er ein, sagt aber, dass dies bei der Verwendung von Pestiziden genauso wäre.

Ein Bauer, der Biogemüse anbaut, will mit dem Verfahren um 41 Prozent größere Karotten gezogen haben, wie er dem norwegischen Rundfunksender NRK sagte. "Der Einsatz von Pestiziden muss reduziert werden", so Soilsteam in seinem Marketingmaterial, "gleichzeitig sollen Landwirte weiter nachhaltig arbeiten. Das klingt nach einem Paradox, ist es aber nicht mehr".

Mit ihrem Produkt wollen Westrum sein Team zunächst den norwegischen Markt erobern. Hier haben es Landwirte sowieso nicht leicht. Zwar agiert der norwegische Staat protektionistisch, belegt unter anderem Milchprodukte mit hohen Einfuhrgebühren und unterstützt die Bauern auch jährlich mit direkten Zahlungen. Doch die Landwirtschaft war in dem Land der Fjorde und Berge stets ein Problem, da vergleichsweise wenig ebene Anbaufläche bereitsteht.

Die Arbeit macht das sehr anstrengend, was Jahr für Jahr dafür sorgt, dass Bauern aufgeben. Soilsteam soll es den Norwegern leichter machen, aus dem vorhandenen Boden ein Maximum herauszuholen – und womöglich erstmals unabhängig von Importen werden. Aktuell werden beispielsweise fast 30 Prozent der Karotten aus norwegischer Produktion weggeworfen, weil sie sich nicht lange genug halten. Resultat: Ab Dezember wird aus dem Süden importiert. Die mit Soilsteam gezogenen Karotten sollen größer ausfallen und gleichzeitig auch noch länger halten, weil sie kein Pilzproblem haben.

(bsc)