Instagram will Heranwachsende besser vor Schönheitswahn schützen

Influencer sollen weniger Einfluss auf Minderjährige haben, wenn sie für Diäten oder Schönheitsoperationen werben. Instagram führt eine neue Richtlinie ein.

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Instagram will Heranwachsende besser vor Schönheitswahn schützen

(Bild: pixabay.com)

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Die Social-Media-Plattformen Instagram und Facebook wollen mit schärferen Regeln die seelische Gesundheit von Heranwachsenden schützen: Beiträge, die für spezielle Diätprodukte oder Schönheitsoperationen werben, sollen demnach nur noch Usern angezeigt werden, die nachweislich mindestens 18 Jahre alt sind. Das Bewerben vermeintlicher 'Wunder'-Produkte rund um Gewichtsverlust sollen sogar ganz unterbunden und die Posts gelöscht werden. Das berichtet der Guardian.

Die Maßnahmen zielen insbesondere auf Influencer, die in diesen sozialen Netzen werblich tätig sind und Waren oder Dienste anpreisen. Wer dort etwa Produkte zum Abnehmen vorführt oder auf kosmetische Eingriffe verweist und dabei zum Kauf aufruft oder einen Preis nennt, dessen entsprechender Post soll für minderjährige Teilnehmer nicht mehr sichtbar sein, schreibt der Guardian. Das setzt freilich eine zutreffende Altersangabe im Nutzerprofil voraus.

Noch einen Schritt weiter geht das Unternehmen gegen Posts, die vermeintliche 'Wundermittel' zum Abnehmen anpreisen und dabei mit einem kommerziellen Anbieter verbunden sind (etwa per Rabattcode) – solche Posts sollen ab sofort gelöscht werden. Mit diesen Schritten wolle Instagram die Plattform zu einem "positiven Ort für jeden" machen und den Druck vermindern, den Social-Media-Teilnehmer zuweilen durch solche Inhalte empfinden würden, zitiert der Guardian eine Richtlinien-Managerin des Unternehmens.

Instagram habe bei der Gestaltung der neuen Richtlinien auch auf externe Beratung zugegriffen, um sicherzustellen, dass solche Eingriffe und Löschungen einen positiven Effekt auf die Community hätten. Schließlich solle Instagram weiterhin eine Plattform für Debatten und persönliche Äußerung sein.

Influencer-Accounts in den Sozialen Medien sind das Pendant zur Dauerwerbesendung im TV.

(Bild: instagram.com (Screenshot))

Der Guardian zitiert auch die Schauspielerin und Body-Positivity-Aktivistin Jameela Jamil, die bei der Ausarbeitung der Richtlinie mitgewirkt hat; ihr zufolge ist das Projekt ein großer Schritt "im Kampf gegen die Detox- und Diät-Industrie". Facebook und Instagram bezögen damit Stellung für die körperliche und seelische Gesundheit von Usern. Jamil nannte etwa Khloé Kardashian als Beispiel für die von ihr kritisierten Influencer, die für Diätprodukte werben. Heranwachsende eifern mitunter dem vermeintlich idealtypischen Körperbild nach und versuchen mit allen Mitteln Gewicht zu verlieren, woraus etwa eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers oder Magersucht folgen kann.

Die Bedeutung von Internet-Bekanntheiten – Influencern – für das Marketing von Produkten nimmt zu und verfängt besonders bei der Zielgruppe junger Menschen, wie jüngst eine Studie ergeben hat. In der Altergruppe 16 bis 24 Jahren hat demnach fast jeder Zweite schon einmal ein Produkt wegen einer Werbung durch einen Influencer gekauft.

Anfang dieses Jahres präzisierte ein Berliner Gericht, wann Blogger und Influencer ihre Beiträge in den Sozialen Medien als Werbung kennzeichnen müssen. Auf EU-Ebene gibt es seit Ende 2018 eine Regulierung hierfür, die etwa eine Videoplattform verpflichtet, eine werbliche Sendung durch eine Einblendung als solche kenntlich zu machen. (tiw)