JPMorgan-Hack und Finanzbetrug: Russe bekennt sich schuldig, Rätsel bleiben

In New York hat sich ein Russe einigen Straftaten schuldig bekannt, darunter dem Hackerangriff auf JPMorgan 2014. Ein Hintermann kooperiert wohl mit Ermittlern.

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JPMorgan-Hack und Finanzbetrug: Russe bekennt sich schuldig, Rätsel bleiben

(Bild: welcomia/Shutterstock.com)

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Ein 35-jähriger russischer Staatsbürger hat sich vor Gericht in New York gestanden, dass er an einem der schwerwiegendsten Hackerangriffe auf eine US-Bank und sowie verschiedenen weiteren Straftaten beteiligt war. Andrei Tyurin steckte demnach hinter dem verheerenden Angriff auf die Großbank JPMorgan im Jahr 2014, bei dem personenbezogene Daten von 80 Millionen Kunden abgegriffen worden waren, teilte das US-Justizministerium nun mit. Insgesamt sind für die eingestandenen Straftaten maximal 95 Jahre Gefängnis vorgesehen, laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg wollen die Ankläger zwischen 15 und 20 Jahren Gefängnis empfehlen.

Vor fünf Jahren war bekannt geworden, dass es damals unbekannten Hackern gelungen war, persönliche Daten wie Name, Adresse, Telefonnummer und Mail-Adresse von 76 Millionen Privatkunden und 7 Millionen Firmenkunden der Bank JPMorgan zu erbeuten. Entgegen erster Äußerungen aus der Bank war der Angriff nicht besonders raffiniert, erklärt nun die New York Times. Weil kein Geld von den Konten der Bank transferiert wurde, hatten die Ermittler anfangs politisch motivierte Hintermänner mit Verbindungen zum russischen Staat im Verdacht, hätten dies aber schnell ausgeschlossen. Ziel der Hacker waren weitere Finanzinstitutionen, US-Unternehmen und Medien.

Im Sommer 2017 waren dann vier mutmaßliche Finanzkriminelle verhaftet worden und die Hintergründe begannen sich herauszuschälen. Tyurin war nicht unter damals Festgenommenen, wohl aber ein israelischer Geschäftsmann namens Gery Shalon, der der Kopf der Unternehmung gewesen sein soll. Neben Geldwäsche und einer illegalen Bitcoin-Börse soll es dabei um sogenannte Penny-Stocks gegangen sein, also im Cent-Bereich notierenden Aktien. Die sollen die Verdächtigen in großem Stil gekauft haben, bis deren Preise stiegen.

Die Aktien seien dann in massenhaft verschickten Spam-Mails als heißer Investment-Tipp angepriesen worden, um unbedarfte Privatanleger zum Kauf der an sich wertlosen Papiere zu verleiten. All diese illegalen Aktivitäten sollen auf Tyurins Hack basiert haben, erklärt nun das US-Justizministerium. Unter anderem hat er wohl die E-Mails besorgt, an die der betrügerische Spam ging. Insgesamt sollen die Betrüger mit ihren Aktivitäten Hunderte Millionen US-Dollar erbeutet haben. Tyurin war 2018 in Georgien festgenommen und an die USA ausgeliefert worden. Er hat laut Bloomberg nun zugestimmt, 19 Millionen US-Dollar Strafe zu zahlen.

Während Tyurin seine Rolle bei den illegalen Aktivitäten nun eingestanden hat und Prozesse gegen weitere Angeklagte beendet sind, sind die Vorgänge um Shalon geheimnisvoll, schreibt Bloomberg. Seit drei Jahren sei er nicht vor Gericht erschienen und seine Anhörungen seien immer wieder verschoben worden. Außerdem gebe es keine Information über eine mögliche Inhaftierung des Israelis. Das deutet auf eine Kooperation mit den Ermittlern hin. Was genau die aber erbringen könnte, sei unklar, aber möglicherweise Einblicke in Verbindungen zwischen russischen Cyberkriminellen, Geheimdiensten und Verbrecherorganisationen. Auf seinen Konten lagen zum Zeitpunkt seiner Verhaftung 100 Millionen US-Dollar, berichtet die Finanznachrichtenagentur. (mho)