Spanische Firma soll für die CIA Julian Assange in Botschaft ausgespäht haben

Laut einem Bericht liegen einem spanischen Gericht Dokumente vor, die belegen, dass Assange in der Londoner Botschaft Ecuadors überwacht worden ist.

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Spanische Firma soll für die CIA Julian Assange in Botschaft ausgespäht haben

Assange vor seiner Festnahme in der Botschaft Ecuadors.

(Bild: dpa)

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Eine private spanische Sicherheitsfirma hat für die CIA den Wikileaks-Gründer Julian Assange überwacht, während er sich in der Ecuadorianischen Botschaft in London aufgehalten hat. Der Oberste Gerichtshof in Spanien ermittelt in dieser Angelegenheit gegen das Unternehmen. Das soll aus Unterlagen hervorgehen, die der Firmeninhaber vor Gericht eingereicht habe, berichtet die spanische Zeitung El País.

Das Unternehmen Undercover Global war laut dem Bericht (englische Version) während der Zeit von 2012 bis 2019, als Julian Assange sich in der Londoner Botschaft Ecuadors aufhielt, für die Sicherheit in dem Gebäude zuständig. Aus Dokumenten und Aussagen, die El País vorliegen, soll hervorgehen, dass Undercover Global Audio- und Videomitschnitte von Treffen zwischen Assange und seinen Anwälten und weiteren Vertrauten an die CIA übermittelte.

Firmeninhaber David Morales habe die Unterlagen dem Gericht vorgelegt. Das Unternehmen war vom Ecuadorianischen Geheimdienst mit der Sicherung der Botschaft beauftragt worden, den Kontakt zur CIA hielt es jedoch geheim. Wann genau die gezielte Überwachung Assanges für die CIA beziehungsweise die Übermittlung der Aufzeichnungen begann, geht aus dem Bericht nicht hervor. Jedoch soll Morales spätestens 2015 Kontakt zu der Behörde gehabt haben.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte einer von Assanges Anwälten, dass der Oberste Gerichtshof sich mit dieser Sache befasse. Es laufe ein Strafverfahren, jedoch könne er nichts weiter dazu sagen, da es sich um einen Geheimprozess handele. Der Anwalt vermute, die geleakten Unterlagen stammten womöglich von Mitarbeitern des Unternehmens. Assange hatte nach ersten Hinweisen auf seine Überwachung kurz nach seiner Festnahme im April eine Beschwerde gegen das Unternehmen eingereicht, die zu diesem Gerichtsverfahren geführt hat.

Laut El País hat Undercover Global Mikrofone unter anderem in Feuerlöschern versteckt sowie in der Damentoilette – dort hätten Assange und seine Anwälte sich meist aus Furcht vor Abhöraktionen getroffen. In Assanges Zimmer in der Botschaft wollte die Firma aber aus Furcht vor Entdeckung keine Mikrofone installieren. Schließlich soll Undercover Global Ende 2017 ein neues Streamingsystem inklusive Videoüberwachung installiert haben, auf das auch die CIA direkten Zugriff gehabt habe.

Über dieses Streamingsystem habe die CIA zudem ein Treffen zwischen Assange und dem Ecuadorianischen Geheimdienstchef Rommy Vallejo im Dezember 2017 belauscht. Bei diesem Treffen sei es darum gegangen, Assange insgeheim aus der Botschaft zu schleusen und ihn mit einem Diplomatenpass in ein anderes Land zu bringen.

Assange war am 11. April dieses Jahres in der Botschaft von der Londoner Polizei gewaltsam festgenommen worden. Er sitzt derzeit eine Haft von 50 Wochen ab wegen Verstoßes gegen seine Kautionsauflagen im Jahr 2012. Anschließend könnte er in die USA ausgeliefert werden. Das Land hat mittlerweile einen Auslieferungsantrag gestellt. Bereits Ende April war Assanges Anwaltsteam auf Videos und Dokumente aus der Botschaft aufmerksam geworden, die El País veröffentlicht hatte und die den Verdacht erhärteten, Assange sei Ziel von Überwachung gewesen. (tiw)