Schnitt oder Schnittchen?

Fahrbericht Suzuki Katana

Die Katana begeistert weniger mit innovativem Design als durch das puristische Fahrerlebnis. Dabei funktionieren alle Komponenten so unauffällig gut, dass kaum mehr als Fahrspaß und Kurvenlust zu einem herandringt

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Fahrbericht Suzuki Katana 15 Bilder
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Von
  • Michael Praschak
Inhaltsverzeichnis

Im Jahr 1981 erschütterte die Ankunft der Suzuki Katana die Motorradwelt. Dabei erregten damals weniger außerordentliche Leistungswerte und Fahreigenschaften Aufsehen – die Ur-Katana basierte auf der GSX 1100 S und leistete in Deutschland 101 PS – sondern das von Beginn an polarisierende Design.

Vom Team Target-Design nahe München ersonnen, gaben die kantige Optik der Halbschale mit der kleinen Scheibe und die für damalige Verhältnisse überraschend scharfe und schlanke Linienführung der Katana eine futuristische Note. Ganz nebenbei setzte diese Komposition den luftgekühlten Reihenvierzylinder gekonnt in Szene.

Einst zu modern für einen Verkaufserfolg

Die Katana bekam zu jener Zeit aufgrund ihrer Erscheinung zwar viel Aufmerksamkeit, für einen Verkaufserfolg war wohl ausgerechnet das Design zu modern. Nicht zuletzt durch ihre treue Fangemeinde entwickelte sich die Katana aber dennoch zu einem echten Kultmotorrad und Suzuki schickte sich zur Saison 2019 an, diesem Kult mit einem neuen Modell gleichen Namens wieder Leben einzuhauchen.

Wie schon bei der Urversion ist die Basis für die Neuauflage optisch eher bieder, heute ist es die GSX-S. Das neue Gewand wertet das Motorrad deutlich auf, die Formen vermitteln aber lange nicht mehr so einen futuristischen Eindruck, wie es bei der Ur-Version der Fall gewesen sein muss.

Das liegt unter anderem daran, dass man sich Anfang der Achtziger Jahre die Formensprache der Zukunft bevorzugt kantig vorstellte, während innovatives Design heutzutage eher auf geschwungene Linien und Rundungen setzt. Dennoch hebt ihre Gestaltung auch die neue Katana deutlich hervor. Das fängt schon an der Front und bei den Leuchten an. Hier wird zwar bei allen Elementen moderne LED-Technik eingesetzt, diese ist aber in einem ausladenden, sechseckigen Scheinwerfer gefasst, der in seiner Gestaltung stark an das rechteckige Pendant des Urmodells angelehnt ist.

Der Motor ist heute kein Gestaltungselement mehr

Das trifft auch auf die scharfe Seitenlinie zu, die sich von den Blinkern, über die Halbschalenverkleidung bis zum Tank erstreckt. Das schnittige Design wird auch am Heck wieder aufgenommen. Dieses wirkt zwar clean, fällt aber überraschend voluminös aus. Das ist besonders bemerkenswert, da Blinker und Kennzeichenhalter nicht unter dem Rücklicht, sondern an der Schwinge montiert sind. Ebenfalls erstaunlich: während bei der Erstauflage das schlichte und schlanke Design auch dazu diente, den Motor als zentrales Element des Motorrads hervorzuheben, spielt der in unauffälligem Schwarz lackierte Motor beim 2019er Modell eher eine untergeordnete Rolle.

Bewährtes Teile-Potpourri

Es handelt es sich um den Reihenvierzylinder, der auf die inzwischen ebenfalls legendäre GSX-R 1000 aus dem Jahr 2005 zurückgeht. Aber nicht nur beim Antrieb setzt Suzuki auf erprobte Teile. Die Schwinge stammt von der 2016er GSX-R und bei der Bremsanlage aus dem Hause Brembo handelt es sich um Komponenten, die auch im aktuellen Superbike eingebaut werden.