Entstauben, Wischen, Mähen

Der Haushaltsroboterhersteller iRobot beginnt, seine Geräte miteinander zu integrieren. Ziel ist das gepflegte Heim – möglichst ohne Zutun des Bewohners.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Stauben, Wischen, Mähen

Roomba und Braava Seit' an Seit'.

(Bild: iRobot)

Lesezeit: 4 Min.

iRobot ist eine spannende Firma. Das US-Unternehmen begann vor mehr als 25 Jahren damit, Militär- und Sicherheitsroboter zusammen mit Haushaltsrobotern zu entwickeln – zwei komplett unterschiedliche Segmente, auch wenn sie auf ähnlicher Technik basierten. "Das tun wir jetzt aber nicht mehr", sagt Firmenchef Colin Angle, man konzentriere sich seit 2016, als die Militär- und Sicherheitssparte verkauft wurde, gänzlich auf den Haushalt.

Zwei dieser Geräte sind seit kurzem meine Mitbewohner – und eine Military-Optik kann ich tatsächlich nicht erkennen, eher putzig sehen sie aus und auf Kasernenhofton hören sie auch nicht. Ein drittes iRobot-Modell könnte es noch werden, sollte ich mir einen Garten anschaffen: Terra, ein Mähroboter, der demnächst in Deutschland auf den Markt kommen soll, wenn in den USA eine Betaphase erfolgreich absolviert wurde.

Nun aber erstmal nur die beiden (verhältnismäßig) kleinen für Innenräume. Es handelt sich um den neuesten und bislang teuersten Staubsaugerroboter der Firma, den Roomba s9+, sowie um den Braava jet m6, den laut Unternehmensangaben "ultimativen" Wischroboter. Der Preis für das Gesamtpaket liegt aktuell bei schlappen 2200 Euro. 700 kostet der Braava, 1500 der Roomba. Wenn man diese Tarife mit den zahllosen Produkten aus China vergleicht, die es im Bereich der Haushaltsroboter mittlerweile gibt, wirken die beiden iRobots wie ein Luxusgut.

Der Preis, erzählen mir Angle und später auch ein Produktmanager, liege an der verbauten Hardware – außerdem will die Firma mit den Geräten dafür sorgen, dass die Nutzer möglichst wenig Stress haben. So kann man die Wohnung beispielsweise erst saugen und dann wischen lassen – gesteuert aus einer App. Während viele der China-Konkurrenten Saugen und Wischen kombinieren, machen die beiden iRobot-Brüder diese Jobs einzeln. Man wolle weder die Wisch- noch die Saugleistung reduzieren, was bei Kombigeräten zwangsläufig der Fall wäre, sagt Angle.

Beim s9+ fallen einige durchdachte Ideen auf. So hat der Sauger eine D-Form und ist nicht rund wie die meisten Konkurrenten auch aus dem eigenen Haus. Das hilft dabei, dass der Roboter besser in Ecken kommt, er aber dennoch gut navigieren kann. Dazu kommt eine Basisstation, die gleichzeitig auch Staubsammler ist. Nutzer müssen den Staubbehälter also nicht selbst leeren und alles landet sauber in einem Staubbeutel in der Basisstation, die iRobot Clean Base getauft hat. Die Idee wurde auch schon beim Vorgänger i7+ umgesetzt, doch der hat einen schwächeren Motor.

Der m6 wiederum ist eckig und kompakt, fährt geradezu putzig durch die Gegend und reinigt mit einer Kombination aus Flüssigkeitsspritzern und Wischtüchern (auf Wunsch geht das auch trocken). Dabei wird sichergestellt, dass keine Möbel bespritzt werden, indem das Gerät die nächste Reinigungsstelle zuerst abfährt, bevor es los geht.

m6 und s9+ kommen mit einer neuen "Smart Mapping"-Funktion, die die Räume der Wohnung erfassen kann. Dazu muss man die Roboter trainieren lassen, sie fahren eigenständig durch die Wohnung und bauen dann die Karte. Unverständlicherweise können m6 und s9+ die Karte nicht untereinander austauschen. Wer stolzer Papa oder stolze Mama dieses Roboter-Gespanns ist, muss bei beiden den Trainingsprozess durchlaufen lassen, obwohl sie aus einer App kontrolliert werden.

Die Saug- und Wischleistung war bei meinem Kurztest ordentlich – natürlich nicht so ordentlich wie von Hand, aber nah genug. Da man die Roboter auch täglich durch die Wohnung fahren lassen kann, entstehen Flecken und Staub auch schwerer.

iRobot ist allerdings nichts für Menschen, die Geld sparen wollen. Die Geräte sind teuer, aber auch für das Verbrauchsmaterial ist einiges zu berappen. So will iRobot natürlich, dass man Bürsten, Beuteln, Wischaufsätze und sogar das Reinigungsmittel für den m6 bei der Firma kauft. Wer einfach nur Spüli einkippt, könnte ja Chemikalien verwenden, die den Wischroboter zersetzen..

(bsc)