Baumwolle auf dem Mond

Der Mondlander Chang’e-4 hatte auch biologisches Material dabei. In einer Biospäre wurden zwei Blätter gezogen.

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China züchtet Baumwolle auf dem Mond

(Bild: CASC)

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Inhaltsverzeichnis

Ackern auf dem Mond, der Erdtrabant als neues Landwirtschaftsgebiet? Wenn es nach Forschern aus der Volksrepublik China geht, ist diese Vorstellung gar nicht so verrückt wie sie auf das erste Hören klingt.

Das Wissenschaftlerteam der Raumfahrtbehörde China National Space Administration (CNSA) gab der unbemannten Mondfähre Chang'e-4 im Januar nämlich eine "Biosphäre" für die sonnenabgewandte Seite des Erdtrabanten mit. Der kleine drei Kilogramm wiegende Experimentierkasten enthielt unter anderem Baumwoll- und Kartoffelsamen sowie Fruchtfliegeneier und Hefepilze.

Die Wachstumsgrundlage.

(Bild: CASC)

Die Zuchtversuche der am 3. Januar gelandeten Fähre fielen nach Monaten auf dem Mond trotz allem aber eher bescheiden aus. Von den Samen konnten sich nur zwei Baumwollblätter entwickeln, die allerdings nach zwei Wochen aufgrund der ersten lunaren Nacht (dreistellige Minustemperaturen, Dunkelheit) wieder abstarben.

Die Bilder, die die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA der Presse zur Verfügung stellten, sind zudem nur 3D-Rekonstruktionen, die auf den ermittelten Daten des Biosphärenmoduls entstanden sind.

Der Lander.

(Bild: CASC)

Das Experiment lief noch bis Mai, doch neue Zuchterfolge waren nicht mehr zu erleben. Dennoch halten die Chinesen an dem Projekt fest: Sie wollen auf dem Mond Pflanzen züchten, um zukünftige Raumfahrende zu versorgen. "Kartoffeln könnten eine zentrale Nahrungsquelle sein", so Xie Gengxin von der Chongqing University, der das Experiment gestaltet hat.

Die Biosphäre in der Mondfähre Chang'e-4 versorgte die Pflanzen mit Wasser, Nährmitteln und Sauerstoff. Allerdings sind die meteorologischen Bedingungen auf dem Mond extrem – so können Temperaturen zwischen minus 175 und über plus 100 Grad Celsius schwanken.

3D-Annäherung der Pflanze.

(Bild: CASC)

Immerhin besteht keine große Gefahr, dass die auf dem Mond hinterlassene Biosphäre den Erdtrabanten kontaminieren könnte – dazu sind die Bedingungen zu lebensfeindlich. Zudem hatten schon die früheren bemannten Mondmissionen der NASA Müll und sogar menschliche Exkremente (samt ihrem mikrobiellen Inhalt) auf der Oberfläche gelassen.

Die Zucht von Lebensmitteln in geschlossenen Systemen im Weltall ist nicht neu. Auf der Internationalen Raumstation ISS werden verschiedene Gemüsesorten gezogen, Salat etwa oder Gurken. Auch Algen sind hier lebensfähig und könnten eine neue Nahrungsgrundlage liefern.

Alle Pflanzen, die Astronauten selbst züchten können, reduzieren den Platz- und Gewichtsbedarf für fertige Lebensmittel. Zudem könnte man bei einer Marsmission womöglich gar nicht so viele Lebensmittel mitnehmen, wie sie bei großer Besatzung gebraucht werden. "Gärten im All" sind somit eine Notwendigkeit.

(bsc)