Nicht kaufen macht glücklich

Konsumfreudige Millennials werden erst glücklicher, wenn sie weniger kaufen, zeigt eine Studie der Universität Arizona – "grüner" kaufen reicht nicht.

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Erinnern Sie sich noch an das Lied von Herbert Grönemeyer: "Oh ich kauf mir was, kaufen macht soviel Spaß, ich könnte …", und so weiter? Das Lied machte sich schon 1983 über den Kaufrausch lustig. Bewegt hat es scheinbar nichts, denn gekauft wird heute noch mehr als damals: Millennials – junge Erwachsene, um die Jahrtausendwende geboren – sind mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es für jeden Wunsch ein Produkt in der weiten Warenwelt gibt. Und sie erfüllen sich ihre Wünsche: Kleidung, Elektronikprodukte, Lebensmittel aus der ganzen Welt machen sich per Mausklick auf den Weg in ihr Heim für den kurzen Kick.

Dieser exzessive Konsum ist der Motor für unser Wirtschaftssystem und umgibt uns mit einer wohlig warmen Wohlstandswolke. Der Schatten, den dieses Licht wirft, wird jedoch immer größer und dunkler: Allein in Deutschland sorgte unser Konsum dafür, dass im Jahr 2018 insgesamt 280 Millionen Onlinebestellungen zu Retouren wurden, die 238.000 Tonnen CO2-Äquivalente erzeugt haben. Und das ist nur ein Aspekt der Kauffreudigkeit. Kleidung für eine Saison, Elektronik als Wegwerfartikel, Lebensmittel für die Mülltonne… All das verschwendet Ressourcen und das treibt – natürlich unter vielen anderen Aspekten – den Raubbau an unserem Planeten voran.

Sabrina Helm, Wissenschaftlerin an der Universität Arizona hat sich Konsum mal aus einer anderen Perspektive angesehen. Sie interessiert sich nicht dafür, was er mit der Umwelt macht, sondern mit den Käuferinnen und Käufern. Macht das ständige Kaufen tatsächlich so zufrieden, wie es sich auf den ersten Klick anfühlt? Und was macht es mit den Kaufenden, wenn sie ihr Kaufverhalten ändern? Werden sie zufriedener, wenn sie nachhaltig statt kurzlebig shoppen? Oder ist gar Konsumverzicht der Schlüssel zum Glück?

Sie hat 968 Collegestudierende fünf Jahre lang mit ihrer Studie begleitet und regelmäßig befragt. Beispielsweise dazu, ob und in welcher Form sie ihr Konsumverhalten für die Umwelt ändern. Aber auch, wie materialistisch sie sich selbst einschätzen und wie sie ihr seelisches Wohlbefinden beurteilen.

Wenig überraschend: Weniger zu konsumieren kommt für die Millennials kaum in Frage, umweltfreundlicher zu kaufen, hingegen schon. Das Bedürfnis des Jägers und Sammlers lässt sich so noch befriedigen, aber mit einem besseren Gewissen.

Dagegen durchaus überraschend: Diejenigen ihrer Studienteilnehmenden, die nachhaltige Produkte kaufen sind nicht zufriedener, als die ungehemmt Shoppenden. Wer jedoch seinen Konsum reduziert, hat den Schlüssel zum seelischen Wohlbefinden gefunden.

Die Erklärung der Forscherin ist naheliegend: Besitz bedeutet immer auch, diesen Besitz organisieren und beschützen zu müssen und das belastet unsere Seele. Auch wenn es nur T-Shirts oder Kopfhörer sind. Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, mal wieder ungestraft eine Plattitüde absetzen zu können: Meist ist weniger eben doch mehr.

(jsc)