Digitalisierung beschädigter Dokumente: Wie es das Kölner Stadtarchiv macht

In den zehn Jahren nach dem Einsturz des Archivgebäudes der Rheinmetropole ist aus der Not ein Vorzeigeprojekt der Digitalisierung entstanden.

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Digitalisierung im Kölner Stadtarchiv

(Bild: Historisches Archiv der Stadt Köln)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Markus Montz
Inhaltsverzeichnis

Am Anfang lag eines der bedeutendsten Kommunalarchive Europas in Trümmern, dessen zum Teil Jahrhunderte alte Bestände bis dahin von Kriegen und Stadtbränden verschont geblieben waren. Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009, wahrscheinlich verursacht durch Pfusch beim Bau einer U-Bahn-Anlage, kostete zwei Menschen in angrenzenden Gebäuden das Leben. Nur die Geistesgegenwart des Archivpersonals verhinderte noch Schlimmeres. Viele Beobachter waren sich in den ersten Stunden danach sicher, dass der Einsturz auch das Gedächtnis der kulturell so bedeutenden Stadt Köln und ihrer Region weitgehend ausgelöscht hatte.

Ende Juli 2019, über zehn Jahre nach der Katastrophe: Beim Blick auf die Lagerhalle eines Möbelmarktes am Rand von Köln-Porz deutet für den Ortsfremden wenig darauf hin, dass darin riesige Mengen an Archivgut untergebracht sind. Auch im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ), wie es offiziell heißt, braucht man einen zweiten Blick: Der Schatz verbirgt sich in zahllosen Archivkartons, wie sie auf Paletten überall auf den großzügigen Flächen zwischen Büros, Restaurierungs- und Digitalisierungswerkstätten stehen. Das sei aber nur ein Bruchteil dessen, was im Gebäude insgesamt fachgerecht gelagert werde, sagt Pressesprecher Markus Späinghaus.

Wir treffen Späinghaus zusammen mit dem Sachgebietsleiter Digitalisierung, Bibliothek und Benutzung, Andreas Berger, und dem Teamleiter Digitalisierung, Jörg Schulz-Deike. Sie erzählen, wie Kölner und externe Archivmitarbeiter in Nachtschichten organisatorische, bald auch technische Lösungen für die geborgenen Bestände entwickelten. Trotz oder gerade wegen der Eile, die aufgrund möglicher Folgeschäden erforderlich war, gingen sie dabei frühzeitig über reine Provisorien hinaus.