Finanzregulierer überprüft Frauendiskriminierung bei der Apple Card

Das New York Department of Financial Services will wissen, warum Männer bei Apples Bankpartner Goldman Sachs offenbar deutlich höhere Kreditrahmen erhalten.

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Finanzregulierer überprüft Frauendiskriminierung bei der Apple Card

Die hübsche Apple Card aus Titan.

(Bild: Apple)

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Apple und seinem Bankpartner Goldman Sachs wird Geschlechterdiskriminierung bei der Ausgabe des Kreditkartenprodukts Apple Card vorgeworfen. Die Finanzregulierungsbehörde des US-Bundesstaates New York, das New York Department of Financial Services (DFS), hat deshalb eine Untersuchung eingeleitet, hieß es zum Wochenende.

"Das [DFS] wird eine Untersuchung durchführen, um zu bestimmen, ob New Yorker Gesetze gebrochen wurden und sicherstellen, dass alle Kunden gleich behandelt werden, egal welches Geschlecht sie haben", sagte eine Sprecherin der Behördenchefin Linda Lacewell gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Jeder Algorithmus, der bewusst oder unbewusst zu einer diskriminierenden Behandlung von Frauen oder anderen geschützten Gruppen von Menschen führt, verletzt New Yorker Recht."

Zuvor hatte es verschiedene Tweets mit Hinweisen gegeben, dass die Kreditrahmen von Frauen bei der Apple Card signifikant geringer ausfallen als bei Männern. So schrieb ausgerechnet Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, er habe gegenüber seiner Frau ein zehn Mal höheres Kreditlimit erhalten – obwohl "wir keine getrennten Bank- oder Kreditkartenkonten haben oder irgendeine Gütertrennung". Es sei "schwer, einen Menschen für eine Korrektur zu erreichen". Das sei "Big Tech im Jahr 2019", so Wozniak.

Der bekannte IT-Unternehmer David Heinemeier Hansson berichtete gar davon, ihm habe der Apple-Algorithmus das Zwanzigfache des Kreditrahmens seiner Frau beschert. Er werde zusammen mit seiner Frau steuerlich veranlagt, besitze gemeinsam Immobilien und sei lange verheiratet. "Kein" Einspruch dagegen habe geholfen. Das sei eine "Black Box", so Hansson.

Von Goldman Sachs hieß es, die verwendeten Algorithmen orientierten sich "an der Kreditwürdigkeit des Kunden", jedoch nicht an Faktoren wie "Geschlecht, Rasse, Alter, sexueller Orientierung oder irgendeiner anderen Basis, die gesetzlich verboten ist". Dennoch reagierten Apple und die Bank mittlerweile – zumindest bei Hansson.

Der Kreditrahmen sei sofort und ohne Verlangen weiterer Nachweise hochgestuft worden, nachdem "die Sache eine PR-Nummer wurde", sagte er zu Bloomberg. Er selbst glaube nicht, dass eine "böse Person, die diskriminieren will", hinter dem Problem steckt. "Aber das ist eigentlich egal. Wie kann man wissen, dass es kein Problem mit den Algorithmen des maschinellen Lernens gibt, wenn niemand die Entscheidungen [der Bank] erklären kann?"

Die Apple Card ist Apples erstes eigenes Kreditkartenprodukt. Partner des iPhone-Konzerns ist die Großbank Goldman Sachs. Die Karten waren im Sommer in den USA eingeführt worden und sind laut Goldman Sachs sehr erfolgreich. Apple erhofft sich davon den weiteren Ausbau seines Dienstegeschäfts. Die Apple Card setzt stark auf digitale Aspekte, hat aber ihre Besonderheiten.

[Update 11.11.19 11:15 Uhr:] Goldman Sachs schreibt in einem Tweet, das Apple-Card-Konto sei "individuell für Sie" ausgelegt, der Kreditrahmen ebenso und Kunden schufen sich ihre eigene Kreditgeschichte. Kreditrahmen würden auch nicht mit anderen Familienmitgliedern geteilt. Anträge würden "unabhängig" bewertet und man betrachte das Einkommen und die Kreditwürdigkeit jedes einzelnen Antragstellers.

Dazu zählten Kredit-Score, Schulden und Zahlungsverhalten. "Basierend auf diesen Faktoren können zwei Familienmitglieder deutlich unterschiedliche Kreditentscheidungen erhalten." Man mache die Entscheidung aber nicht "von Faktoren wie dem Geschlecht" abhängig. Ein Teilen der Karte mit anderen Familienmitgliedern sei erst in Vorbereitung. (bsc)