Mal einen heben

Was machen Menschen, wenn sie in der Lage sind, in das All zu fliegen? Sie transportieren Alkohol dort hin.

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Etwas scheint den Menschen geradezu magisch in den Weltraum zu ziehen – zumindest manche Menschen. Raus aus dem irdischen Jammertal: Schweben, völlig losgelöst und alles aus einer neuen, wahrhaft globalen Perspektive betrachten. Die Russen, die gemeinhin als trinkfest gelten, sollen gerne mal eine Flasche guten Hochprozentigen mit in den Orbit genommen haben.

Zumindest damals, in den 1980er Jahren gab es angeblich Cognac auf der Raumstation Mir – natürlich nur aus medizinischen Gründen. Und auch Buzz Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond, soll die gelungene Landung mit einem Gläschen Rotwein gefeiert haben, bevor er seinen Fuß auf den Mond setze.

Zumindest für professionelle Raumfahrer haben sich die Zeiten geändert, denn auf der ISS herrscht striktes Alkoholverbot. Was nicht heißt, dass es da keinen Alkohol gibt. Erst kürzlich beispielsweise hat das Unternehmen Space Cargo Unlimited ein Dutzend Flaschen besten französischen Rotweins zur ISS transportieren lassen, berichtet der Online-Dienst Decanter. Der Wein soll "eine Zeitlang" auf der ISS bleiben, und dann wieder zurück zur Erde gebracht werden.

Tatsächlich bringt schon eine kurze Internetrecherche nach "Space und Alcohol" erstaunlich viele ähnliche Experimente zu Tage. 2011 hat beispielsweise die Brennerei Ardbeg Whisky zur ISS gebracht, der vier Jahre dort lagerte. Die anschließende Verkostung soll spektakuläre neue Geschmacksnoten ergeben haben, denn Mikrogravitation und Strahlung verändern das Getränk. Und die Brauerei Ninkasi hat Hefe ins All gebracht, mit der sie anschließend Bier gebraut hat – das Zeug hieß passenderweise "Ground Control".

Sind das alles nur Marketing-Gags? Wenn ja, dann sind die ganz schön aufwendig. Ein Kilogramm Fracht in eine niedrige Erdumlaufbahn zu bringen, kostet rund 20.000 Dollar. Oder bringt der Kontakt mit der existentiellen Leere des Alls Menschen tatsächlich auf den Gedanken, man könne mal einen guten Schluck vertragen? Ich warte jedenfalls jetzt darauf, dass eine von den hippen Schnapsdestillen, die in Deutschland grade in sind, auch auf so eine Idee kommt. Vielleicht mit Gin. Mal sehen, wie der schmeckt, wenn er 'ne Weile um die Erde rotiert ist. Einen Markennamen hätte ich auch schon für das Zeug: "Sternhagelvoll."

(wst)