"Algorithmen-TÜV": Deutsches KI-Observatorium soll noch 2019 starten

Das Bundesarbeitsministerium will prüfen, in welchen Bereichen Künstliche Intelligenz bereits eingesetzt wird und ob dabei Menschen diskriminiert werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 47 Kommentare lesen
Künstliche Intelligenz als Hilfswissenschaftler: KI revolutioniert die Forschung

(Bild: Phonlamai Photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Noch in diesem Jahr soll eine Art TÜV für Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen beim Bundesarbeitsministerium eingerichtet werden. Das "deutsche KI-Observatorium" sei weitgehend startklar und werde Anfang kommenden Jahres von Ressortchef Hubertus Heil (SPD) offiziell eingeweiht, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Derzeit werden demnach erste Mitarbeiter dafür eingestellt, die Bewerbungsphase laufe noch. Mittelfristig sei geplant, ein eigenes Bundesinstitut für KI mit deutlich mehr Personal einzurichten. Es solle Chancen und Risiken der Technologie bewerten und politisch steuern helfen.

Die Experten in der geplanten Institution sollten sich anschauen, wo KI schon eingesetzt werde und dabei den Fokus darauf richten, "wo das in sensiblen Bereichen geschieht", erklärte Heils Staatssekretär Björn Böhning (SPD) gegenüber der Zeitung. Wenn es sich um Algorithmen für eine Playlist bei einem Musik-Streamingdienst handle, sei "das kein Problem für die Politik". Entscheidet aber ein autonom fahrendes Auto, ob ein Begrenzungspfahl umgefahren werde "oder die Gruppe von Menschen daneben", gehe es "um eine andere Risikoklasse, für die wir dann auch politische Gestaltung brauchen".

Das Arbeitsministerium folgt mit dem angekündigten Schritt Empfehlungen der Datenethik-Kommission. Sie plädierte jüngst dafür, Algorithmen in fünf Risikostufen einzuteilen und bei einem besonders hohen Schädigungspotenzial gegebenenfalls auch zu verbieten. Dazu solle ein "bundesweites Kompetenzzentrum" für KI-Systeme geschaffen werden, das die bestehenden Kontrollinstanzen fachlich unterstützt. Das skizzierte Observatorium müsse aber immer auch die Chancen der Technologie im Blick haben, heißt es in dem Ressort.

Die Prüfstelle soll dem Vernehmen nach keinen deutschen Sonderweg einschlagen, sondern sich eng mit der EU-Kommission und der OECD abstimmen. Ziel sei ein europaweites Netz kooperierender KI-Bewertungsstellen. Einen Schwerpunkt will das Ministerium aber auf die betriebliche Mitbestimmung legen und mit einer Reform des Betriebsverfassungsgesetzes 2020 diese auf die Einführung von KI etwa in Produktionsprozesse ausdehnen. Schließlich lasse sich mit der Technik auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter ständig kontrollieren. Die SPD versprach mit ihrem Wahlprogramm 2017, ein "Algorithmen-TÜV" solle dafür sorgen, "dass niemand durch softwaregestützte Entscheidungen diskriminiert wird oder zu Schaden kommt". (axk)