Angeklagt: US-Student soll Linux-Distribution für IS entwickelt haben

Ein 20-Jähriger steht in den USA wegen Unterstützung des IS vor Gericht. Er soll eine auf Gentoo basierende Distribution für die Terroristen entwickelt haben.

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US-Student soll Linux-Distribution für IS entwickelt haben

(Bild: PORTRAIT IMAGES ASIA BY NONWARIT/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Simon Koenigsdorff

Ein 20-jähriger Student aus den USA ist in Chicago verhaftet und angeklagt worden, weil er die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) unterstützt haben soll. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, eine auf Gentoo basierende eigene Linux-Distribution entwickelt zu haben, die von IS-Anhängern verwendet werden sollte. Darüber hinaus habe er mehrere Messenger-Bots und Python-Skripte geschrieben, um Social-Media-Posts von Kanälen der Terrororganisation zu archivieren und anderen zur Verfügung zu stellen.

Laut Strafantrag habe der Collegestudent mehreren verdeckten Ermittlern des FBI seine Pläne per Chat und im persönlichen Gespräch verraten, die sich als Anhänger des "Islamischen Staats" ausgaben. Schließlich veranlassten sie seine Verhaftung und eine Hausdurchsuchung. Gegenüber den Ermittlern habe er angegeben, ein besonders schnelles und sicheres Betriebssystem für seine "Brüder" entwickeln zu wollen, um vor westlichen Geheimdiensten besser geschützt zu sein. Daher habe er sich für eine eigene Version von Gentoo entschieden. Die Linux-Distribution sei speziell für die Benutzung einer Social-Media-Anwendung konfiguriert gewesen, über die der Student auch große Mengen an IS-Propagandamaterial per Skript gesammelt und weiterverteilt haben soll. Die entsprechenden Programme soll er ebenfalls an andere vermeintliche IS-Anhänger weitergegeben haben.

Ob die Distribution tatsächlich in Umlauf geriet, wird aus der Anklageschrift nicht ersichtlich. Der Verdächtige hatte jedoch Screenshots einer unfertigen Version mit den Ermittlern geteilt. Offenbar hatte er sich seine Programmierkenntnisse in Kursen an der Universität angeeignet.

Der Anwalt des Verdächtigen wies gegenüber der IT-Nachrichtenseite Cyberscoop die Vorwürfe zurück. Sein Mandant habe sich nicht ungesetzlich verhalten und keinen Code für den "Islamischen Staat" geschrieben, die Behörden würden in diesem Fall religiöse Überzeugungen kriminalisieren. Am Freitag soll er erneut einem Haftrichter vorgeführt werden. Im Falle einer Verurteilung wegen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Organisation drohen ihm nun bis zu 20 Jahre Gefängnis.

Die US-Justiz hat in Fällen von Online-Unterstützung für den "Islamischen Staat" bereits hohe Strafen verhängt, auch bei Minderjährigen. 2015 wurde beispielsweise ein 17-Jähriger in Virginia zu 11 Jahren Haft verurteilt, weil er über Twitter und ein Blog Propaganda für die verbotene Terrororganisation sowie Ratschläge zur Nutzung von Anonymisierungstools und der Kryptowährung Bitcoin verbreitet hatte. (siko)