Facebooks Faktenchecker in den Niederlanden geben auf

Das Nachrichtenportal NU.nl war Facebooks einziger Faktenchecker-Partner in den Niederlanden. Das Team gibt wegen der Richtlinien des Unternehmens auf.

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Facebooks Faktenchecker in den Niederlanden geben auf

(Bild: sitthiphong/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Da Politiker auf Facebook nicht den allgemeinen Richtlinien der Plattform unterliegen und quasi Lügen verbreiten dürfen, hört das einzige Faktenchecker-Team aus den Niederlanden nun auf. Es sei ihnen unmöglich, Fake-News unter diesen Umständen zu bekämpfen.

Die Entscheidung soll laut eines Beitrags des Teams vom Nachrichtenportal NU.nl gefallen sein, nachdem Facebook in einem Fall intervenierte. Die Europa-Abgeordnete Esther von Lange behauptete in dem sozialen Netzwerk, zehn Prozent des Ackerlandes in Rumänien würde Menschen gehören, die keine Europäer sind. Die Faktenchecker befanden diese Aussage als falsch. Weil von Lange eine Politikerin ist, darf sie die Behauptung jedoch weiterhin treffen. Der Konflikt bestehe laut des Berichts bereits seit einem halben Jahr, eskalierte nun jedoch Anfang des Monats.

Die Faktenchecker wollten erreichen, gefälschte Nachrichten unabhängig vom Beruf des Absenders prüfen und gegebenenfalls eingreifen zu können. Da sie mit diesem Vorhaben scheiterten, möchte NU.nl "nicht länger als Faktenchecker für Facebook fungieren". "Was nützt es, gefälschte Nachrichten zu bekämpfen, wenn sie nicht gegen Politiker vorgehen dürfen?", schreibt der Chefredakteur Gert-Jaap Hoekmann.

Facebook hat entschieden, Posts von Politikern nicht überprüfen zu wollen, sie dürfen damit auch Fake News posten. Die Entscheidung ist damit begründet, dass jede Aussage von einem Politiker einen Nachrichtenwert hat. Und Facebook wolle nicht als eine Art Schiedsrichter fungieren. Der Kommunikationschef des sozialen Netzwerks, Nick Clegg, hatte bei der Ankündigung betont, man glaube an eine "fundamentale Meinungsfreiheit". Nur bei Aufrufen zu Gewalt und Inhalten, die zu Schaden in der realen Welt führen können, solle es Ausnahmen geben. Konkretisiert ist bisher nicht, was darunter fallen könnte.

Vor dem Präsidentschaftswahlkampf in den USA im kommenden Jahr will Facebook verstärkt gegen Propaganda und gefälschte News vorgehen. Dafür bekommen staatlich kontrollierte Medien eine entsprechende Kennzeichnung. Von den Faktencheckern als falsch erklärte Beiträge werden ebenfalls gekennzeichnet. Nun jedoch nicht mehr von Niederländern.

(emw)