Australien geht mit Kameras gegen Mobiltelefonnutzung am Steuer vor

In Australien geht das weltweit erste Kamerasystem zur Überwachung von Autofahrern in Betrieb, das illegales Telefonieren am Steuer erkennen soll.

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Australien geht mit Kameras gegen Mobiltelefonnutzung am Steuer

Illustration aus einem Erklärvideo der australischen Transportbehörde New South Wales

(Bild: Transport For NSW (Screenshot aus Video))

Lesezeit: 3 Min.

Die Verkehrsbehörde im australischen Bundesstaat New South Wales will ab sofort mit Kameras das illegale Benutzen eines Mobiltelefons am Steuer erkennen und ahnden. Dazu sollen speziell für diesen Zweck installierte Kamerasysteme im gesamten Bundesstaat verteilt werden, deren Bilder per künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Es soll das weltweit erste System dieser Art sein, das sich gegen die illegale Telefonnutzung durch Autofahrer richtet.

Die Kamerasysteme sollen sowohl fest montiert als auch mobil (auf einem Anhänger) eingesetzt werden. Sie arbeiten zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie bei allen Wetterbedingungen, beschreibt die Verkehrsbehörde Transport for New South Wales ihr Projekt. Die Kameras sollen HD-Aufnahmen der vorderen Sitzreihe in jedem Fahrzeug anfertigen. Software untersucht anschließend per künstlicher Intelligenz, ob eine womöglich verbotene Mobiltelefonnutzung durch den Fahrer vorliegt – wenn das der Fall ist, werden die Bilder einem Menschen zur Prüfung vorgelegt. Aufnahmen von unverfänglichem Verhalten sollen nicht weiter verarbeitet, zu prüfende Aufnahmen dann jedoch "sicher gespeichert und verwaltet" werden.

Das Benutzen eines Mobiltelefons durch den Fahrer eines Fahrzeugs ist in Australien – wie in zahlreichen anderen Ländern auch – aufs Telefonieren mit einer Freisprecheinrichtung beschränkt; das Telefon darf nicht in der Hand gehalten werden. Während der ersten drei Monate, in denen das Kamerasystem läuft, soll erwischten Autofahrern zunächst eine schriftliche Verwarnungen erteilt werden. Anschließend sind bei einem festgestellten Vergehen Strafpunkte sowie Geldstrafen vorgesehen. Die Polizei in dem südöstlichen Bundesstaat in Australien wird angesichts des neuen Kamerasystems ihr Vorgehen gegen rechtswidrig telefonierende Autofahrer aber nicht einstellen, sondern beibehalten, teilt die Behörde mit.

Mit der Maßnahme soll die Zahl der Todesfälle im Straßenverkehr binnen zwei Jahren um ein Drittel reduziert werden, teilte die Behörde der britischen Zeitung The Guardian mit. 2018 habe es in dem Bundesstaat 354 Verkehrstote gegeben, in diesem Jahr sind es bereits 329. Man wolle mit dem System die "Kultur verändern", zitiert der Guardian einen Polizeikommissar.

Das Nutzungsverbot von Smartphones beim Fahren – mit Ausnahme einer Freisprecheinrichtung für Telefonate – wird häufig nicht ernst genommen und die dadurch entstehende Ablenkung unterschätzt. In Deutschland etwa gibt es neben der Diskussion über höhere Strafen bei Zuwiderhandlung auch bundesweite Polizeikontrollen, die die illegale Telefonnutzung am Steuer eindämmen sollen. Eine Prüfung automatisiert ausgewerteter Kameraaufnahmen durch einen Menschen ist zweifellos eine sinnvolle Ergänzung, denn eine KI-Software liegt beim Erkennen von Smartphone-Nutzung beim Fahren schon mal total daneben und verteilt ungerechtfertigte Knöllchen. (tiw)