Populäre iOS-VPN-App könnte Daten nach China schicken

Eine Gratis-Schutzanwendung, deren Entwickler angeblich in Singapur sitzt, kommt eigentlich aus dem Reich der Mitte. Zudem ist die Privacy Policy problematisch.

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Serverschrank

Serverschrank.

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Nutzer kostenloser VPN-Programme auf iPhone und iPad sollten genau darauf achten, woher eine Anwendung stammt. Eines der beliebtesten Tools, das in den USA Schätzungen zufolge in den vergangenen zwölf Monaten acht Millionen Installationen verzeichnet hat, soll einem Bericht zufolge Daten nach China weiterreichen.

Wie das US-Wirtschaftsblatt Fortune schreibt, gibt der Entwickler an, das Programm stamme aus Singapur. Recherchen des VPN-Vergleichsportals Top10VPN zufolge liegt der tatsächliche Firmensitz allerdings in einem Technologiepark in der chinesischen Hauptstadt Peking – was interessant ist, da China selbst VPN-Programme aggressiv blockiert.

Neben der Tatsache, dass die App aus einem anderen Land stammt, als für die Nutzer zunächst erkennbar, gibt es außerdem Kritik an den Datenschutzbedingungen. Zwar heißt es in der App-Store-Beschreibung, man erhalte "unlimitierte Zeit, unlimitierte Daten und unlimitierte Bandbreite", wobei es weder Registrierungen, noch Logins noch eine Log-Daten-Speicherung geben soll.

Allerdings heißt es im Kleingedruckten, der Privacy Policy, dass das Unternehmen "regulär Informationen sammelt und verwendet, die individuelle Personen identifizieren kann, etwa beim Kauf oder der Verwendung unserer Produkte, Dienste, mobilen oder Software-Anwendungen und Websites". Auch Sensordaten, GPS und IP-Adressen dürfe man speichern.

Zudem werden Daten bei entsprechender gesetzlicher Verpflichtung "mit Regulierungsbehörden, Strafverfolgungsbehörden oder Untersuchungseinrichtungen in der EU, den USA, China und auf der ganzen Welt" geteilt. In einer früheren Version der Privacy Policy soll laut Fortune noch gestanden haben, man speichere und behalte keine Informationen, die einzelne Nutzer identifizieren kann. Man habe kein Interesse an einer Speicherung.

Ein Mitarbeiter von Top10VPN kommentierte gegenüber Fortune, Nutzer sollten stets hinterfragen, wenn eine VPN-App kostenlos sei. Viele der Firmen sammeln Daten, um sie dann zu verkaufen – etwa zu Werbe- und Marktforschungszwecken. Ein VPN-Anbieter hat kompletten Einblick in das, was auf dem iOS-Gerät an Daten fließt – nur wenn diese verschlüsselt sind, werden Inhalte nicht zugänglich, doch immerhin werden Zieladressen sichtbar. Laut Top10VPN haben rund 60 Prozent der Top-30-Mobil-VPN-Angebote in den USA "starke Verbindungen ins chinesische Festland". Mindestens drei Programme in der Top 20 gehörten chinesischen Firmen direkt, andere hätten ihre Besitzverhältnisse versteckt. VPN-Apps zur Datengewinnung nutzen übrigens auch große US-Konzerne: So hatte selbst Facebook eine entsprechende "Research"-App.

(bsc)