Planänderungen beim Support-Ende bei Windows 7

Drei Wochen nach Weihnachten will Microsoft zum letzten Mal kostenlose Sicherheits-Updates für Windows 7 spendieren. Bald wird es also Zeit für den Umstieg..

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Planänderungen beim Support-Ende bei Windows 7
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Axel Vahldiek
Inhaltsverzeichnis

Zum zweiten Mal nach Windows XP will Microsoft den Support für eine beliebte Windows-Version einstellen, und dieses Mal wird es wohl noch mehr Menschen ärgern als beim letzten Mal. Denn Windows XP galt seinerzeit wie heute Windows 7 als bewährt, doch stand eben mit Windows 7 ein Nachfolger bereit, der dem Oldie technisch so überlegen war, dass viele Nutzer freiwillig umstiegen.

Beim nun bevorstehenden Support-Ende von Windows 7 sieht es anders aus: Windows 10 hat im Vergleich zwar durchaus Vorteile, aber eben auch einige Nachteile. Obendrein gilt das schon bei XP valide Argument „Wozu ersetzen, was problemlos funktioniert?“ bei Windows 7 ganz genauso.

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Kein Wunder also, dass bei so manchem die Emotionen hochkochen beim Gedanken an den 14. Januar 2020, an dem es letztmals kostenlose Sicherheitsupdates für Windows 7 geben soll. Trotzdem wird es bei dem Termin wohl bleiben, denn nicht nur Microsoft selbst sehnt ihn herbei, sondern auch viele Hersteller von Hard- und Software, die Produkte für Windows anbieten und dafür Support leisten. Das Windows-7-Ende gibt ihnen eine gute Gelegenheit, ihrerseits den Support ebenfalls einzustellen. Das spart Geld, und bei Beschwerden zeigt man einfach auf Microsoft.

Doch welche Auswege stehen nun wem zur Verfügung? In diesem Beitrag dröseln wir das auf. Falls Sie sich an das Titelthema von c’t 2/2019 erinnern, in dem es ebenfalls um das Support-Ende von Windows 7 ging: Es hat sich seitdem einiges geändert und diverse Details wurden bekannt. Vieles gilt aber auch unverändert – die aktuelle FAQ zu Windows 7 gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Microsoft meint es ernst: Am 14. Januar 2020 gibt es zum letzten Mal kostenlose Updates für Windows 7. Eine Verlängerung der Frist können sich voraussichtlich nur Firmenkunden erkaufen.

Wenn man Microsoft fragt, wie private Nutzer von Windows 7 auf das Support-Ende reagieren sollen, lautet der Rat wie gehabt „Umstieg auf Windows 10“. Am liebsten wäre es dem Konzern, wenn die Kunden das mit dem Neukauf eines PCs verbinden, auf dem das aktuelle Windows bereits vorinstalliert ist. Kein Wunder, spülen solche Käufe doch dank der Lizenzeinnahmen frisches Geld in die Kasse des Konzerns, und die PC-Hersteller verdienen daran ebenfalls.

Private Windows-7-Nutzer kommen aber auch ohne die Investition in neue Hardware an Windows 10, und zwar gratis. Denn das Angebot, kostenlos von Windows 7 auf 10 umzusteigen, lief offiziell zwar ein Jahr nach der Markteinführung von Windows 10 aus. Trotzdem funktioniert es bis heute immer noch (ausgenommen ist nur die Enterprise-Edition). Die meisten können also weiterhin kostenlos umsteigen, und das auf gleich mehreren Wegen: Sie können Ihre Windows-7-Installation in Windows 10 umwandeln (Upgrade-Installation), durch eine sauberes Windows 10 ersetzen (Neuinstallation) oder Windows 10 parallel neben Windows 7 installieren – die vertraute Windows-7-Installation bleibt dann erhalten und ist stets nur einen Neustart entfernt. Ein detaillierter Beitrag zeigt den kostenlosen Umstieg auf Windows 10.

Wer von Windows 7 weg will, muss keineswegs auf Windows 10 umsteigen. Stattdessen ist es eher Geschmackssache, welches Betriebssystem Sie verwenden. Sogar Microsoft selbst bietet mit Windows 8.1 eine Alternative an: Es bekommt noch bis 2023 kostenlose Sicherheitsupdates, aber anders als Windows 10 nicht ständig neue Funktionen verpasst – das mag so mancher als Vorteil gegenüber Windows 10 empfinden. Es gibt Windows 8.1 allerdings nicht kostenlos.

Doch es geht auch ganz ohne Windows, denn letztlich kommt es nur auf eines an: Verwenden Sie ein beliebiges, aber aktuelles Betriebssystem, für das der Hersteller regelmäßig Sicherheitsupdates bereitstellt. Für das gibt es dann übrigens üblicherweise auch mehr Funktionen, Treiber, Anwendungen, Spiele und so weiter. In einem Ratgeber haben wir bereits Betriebssysteme wie ReactOS, Linux, BSD & Co. vorgestellt und auf ihre Tauglichkeit als Windows-7-Alternative abgeklopft. Der Artikel ist zwar schon rund ein Jahr alt, alle wesentlichen Aussagen darin gelten jedoch unverändert.

Das Windows-7-Ende betrifft Sie gar nicht selbst, sondern Ihre technisch nicht so versierten Freunde oder Verwandten? Die können ebenso umsteigen. Doch für jene von denen, die mit Windows ohnehin immer irgendwie überfordert waren, ist das Support-Ende vielleicht die passende Gelegenheit für den kompletten Abschied vom PC. Tablets mit Android und iOS sind so verriegelt, dass Laien kaum etwas demolieren können – das spart Ihnen Arbeit als Familien-Admin. Wenn die Augen noch gut sind, reicht vielleicht ein entsprechendes Smartphone. Falls Ihnen jemand begegnet, der trotzdem unbedingt bei Windows 7 bleiben will, verweigern Sie halt den Support: Wenn Microsoft keinen mehr leistet, warum sollten Sie es dann tun? Und nein, Sie können die Sicherheitslücken nicht selbst schließen.

Firmenkunden empfiehlt Microsoft wenig überraschend ebenfalls den Neukauf von PCs mit vorinstalliertem Windows 10, und auch sie erhalten das Gratis-Upgrade. Ausgenommen sind wie oben erwähnt die nur im Rahmen von Volumenlizenzen erhältlichen Enterprise-Editionen. Kunden mit Software-Assurance-Vertrag brauchen das Gratis-Upgrade aber ohnehin nicht, weil sie Zugriff auf die jeweils aktuellen Windows-Versionen haben. Falls Unternehmen mit Volumenlizenzvertrag Schwierigkeiten mit einzelnen Anwendungen unter Windows 10 haben, die unter dem Vorgänger noch liefen, verspricht Microsoft Hilfe. Das dazu aufgelegte Programm heißt „Desktop App Assure“, im Netz zu finden unter aka.ms/DesktopAppAssureRequest (Zugriff nur mit einem Microsoft-Konto, welches mit einer Volumenlizenz verknüpft ist).

Anders als Privatkunden können Firmenkunden weiterhin Sicherheitsupdates für Windows 7 erhalten, das ist allerdings stets auf irgendeine Weise kostenpflichtig. Mit einem Azure-Abonnement lässt sich Windows 7 virtuell in Azure betreiben, und zwar inklusive Support für maximal drei Jahre (azure.microsoft.com/services/virtual-desktop). Doch auch für jede andere Installation können sich Unternehmen eine Verlängerung des Support erkaufen. Microsoft will den Preis pro Jahr und PC berechnen, auch die Edition spielt eine Rolle (Pro, Enterprise …). Der Preis verdoppelt sich jährlich und nach drei Jahren ist endgültig Schluss – sofern sich Microsoft zwischendurch nicht doch wieder etwas Neues ausdenkt. Der Name für die Support-Verlängerung lautet „Erweitertes Sicherheitsupdate-Programm“, der für die kostenpflichtigen Updates, „Extended Security Update“, abgekürzt ESU. Sie lassen sich nur jahresweise erwerben, kürzere Zeiträume will Microsoft nicht anbieten. Wer auf diesem Weg zusätzlichen Support erwirbt, bekommt ausschließlich Updates, die Microsoft nach eigenem Ermessen als sicherheitskritisch oder wichtig einstuft. Darüber hinausgehender Support ist nicht enthalten.

Wer ESU bekommen kann, hat Microsoft in den letzten Monaten mehrfach neu definiert. Fest steht aber seit Langem, dass eine Volumenlizenz den Bezug von ESU-Paketen ermöglicht. Entgegen ersten Ankündigungen ist keine zusätzliche Software Assurance erforderlich, diese macht die Angelegenheit aber billiger. Zu bekommen sind die Pakete in Microsofts „Volume Licensing Service Center“. Wer bei Microsoft zwischen dem 1. Juni und dem 31. Dezember 2019 eines der Abos „Windows E5“, „Microsoft 365 E5“, „Microsoft 365 E5 Security“ und „Windows VDA E5“ abgeschlossen hat, bekommt die Updates sogar maximal ein Jahr kostenlos.

Noch relativ neu ist, dass ESU auch über Certified Solution Providers (CSP) vertrieben werden, bei denen man Windows-Lizenzen je nach Anbieter auch ohne Volumenlizenzvertrag erhalten kann. Wer bei einem CSP ein OEM-Gerät mit vorinstalliertem Windows 7 erworben hat, kann auf diese Weise sogar für solche PCs noch Updates bekommen. Etwas unklar ist derzeit noch, ob das auch Privatnutzern weiterhilft: Manche CSPs akzeptieren zwar auch solche als Kunden, doch ob Microsoft ihnen erlaubt, denen dann auch ESU anzubieten, war bis Redaktionsschluss nicht zu klären. Eine Suchmaschine für CSPs finden Sie online unter microsoft.com/solution-providers/search. Preise sollen CSPs ab dem 1. Dezember nennen können.

Microsoft hat mittlerweile auch verraten, wie die Verteilung der ESU technisch funktioniert. Käufer werden spezielle, mehrfach aktivierbare Installationsschlüssel erhalten (Multiple Activation Keys, MAK). Die müssen sie in die Windows-7-Installationen einpflanzen (per slmgr /ipk <ESU MAK key>), und zwar jedes Jahr einen neuen, weil die immer nur ein Jahr lang gelten. Der ESU-MAK wandelt die bereits aktivierte Installation in eine neue Edition um (ähnlich wie beim Anytime Upgrade). Zudem müssen in Windows 7 die Updates KB4516033 und KB4516048 installiert sein (oder deren Nachfolger). Die Updates kann man dann auf den üblichen Wegen beziehen (SCCM, Windows Update, WSUS). Mit dem Test-Update KB4528069 kann man auch schon vor dem 14. Januar prüfen, ob alles korrekt für den Bezug von ESU konfiguriert wurde.

Firmenkunden, die eine Fristverlängerung bezahlen, müssen ihren Windows-7-Rechnern spezielle Installationsschlüssel einpflanzen.

Es ist eine ziemliche Ungleichbehandlung: Während Firmenkunden sich eine Support-Verlängerung immerhin erkaufen dürfen, können Privatkunden das nicht. Für sie hält Microsoft als Trostpflaster nur das – immerhin kostenlose – Upgrade auf Windows 10 bereit, auch wenn der Konzern das nicht an die große Glocke hängt. Falls Sie übrigens nach der Lektüre des Artikels hoffen, dass Sie privat ohne ESU-Vertrag irgendwie an die Updates kommen: Denkbar ist das, nur wird Ihnen das wohl nicht helfen. Denn diese Updates lassen sich nur dann installieren, wenn deren Setup-Routinen zuvor einen ESU-MAK im System gefunden haben.

Da aber auch für zahlende Firmenkunden spätestens am 10. Januar 2023, dem ESU-Endtermin, Schluss mit Windows-7-Support sein wird, bleibt langfristig ohnehin kaum etwas anderes übrig, als irgendwann auf ein moderneres Betriebssystem umzusteigen – es muss ja nicht von Microsoft sein.


Dieser Artikel stammt aus c't 26/2019. (axv)