Apple gegen russische Smartphone-Regeln: "Wie ein Jailbreak"

Die Regierung unter Wladimir Putin will Handy-Hersteller verpflichten, bestimmte russische Apps vorzuinstallieren. Apple reagierte mit scharfer Kritik.

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Roaming in Russland

iPhone-Nutzung in Russland, hier beim Roaming.

(Bild: dpa, Jens Kalaene/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat neue Vorgaben für Hersteller von Mobiltelefonen und anderer Elektronik für den russischen Markt als überzogen zurückgewiesen.

Das von der Staatsduma verabschiedete und von Präsident Wladimir Putin abgesegnete Gesetz besagt, dass Smartphones, Tablets, Computer und Smart-TV-Geräte, die in der russischen Föderation künftig verkauft werden sollen, standardmäßig mit vorinstallierter russischer Software ausgestattet sein müssen. Es tritt am 1. Juli 2020 offiziell in Kraft.

Die Regierung hatte die Neuregelung als Versuch bezeichnet, russischen IT-Unternehmen eine höhere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten zu ermöglichen. Kunden müssten dank der Vorinstallation die russischen Apps nicht mehr herunterladen. Informell wird das Gesetz laut russischen Medienberichten "Gesetz gegen Apple" genannt. Eine Quelle bei Apple soll gegenüber dem russischen Wirtschaftsblatt Kommersant gesagt haben, die neue Vorgabe für Third-Party-Programme aus russischer Quelle sei "ähnlich wie ein Jailbreak". Sie sei eine Sicherheitslücke und die Firma könne dieses Risiko nicht tolerieren.

Der iPhone-Hersteller ist neben Samsung und Huawei wichtigster Smartphone-Verkäufer in der Föderation. Halten sich Unternehmen nicht an die Regelung, wird eine Strafe von mindestens 200.000 Rubel (2800 Euro) fällig. Diese gilt offenbar pro verkauftem Gerät.

Apple soll im Vorfeld der Neuregelung in einem Gespräch mit der Regierung gesagt haben, man müsse sein Geschäftsmodell in Russland überarbeiten oder das Land ganz verlassen, sollte das Gesetz wie geplant kommen. Der russische Markt sei für Apple sowieso eher klein und ein entsprechender Verlust gering.

Gänzlich neu sind Softwareanpassungen für bestimmte Märkte allerdings nicht, so sperrt Apple etwa die Flagge von Taiwan in Hongkong, verbietet verschiedene Dienste in Saudi-Arabien und Dubai und schaltet auf japanischen iPhones automatisch das Geräusch für den Fotoauslöser ein. Zuletzt hatte der Konzern in Russland zudem die Krim in seiner Maps-App als russisches Staatsgebiet tituliert.

(bsc)