Rückschau 2019: Führt der Fall WeWork zu neuem Nachdenken?

Kurz war WeWork eines der wertvollsten privat gehaltenen Unternehmen überhaupt, dann folgte der Absturz – und ein allgemeines Umdenken bei der Finanzierung.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
WeWork: Coworking für Konzerne

Standort von WeWork.

(Bild: Torsten Kleinz / heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Sascha Mattke
Inhaltsverzeichnis

Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Wie wahr dieser Spruch ist, zeigte sich im Herbst 2019 wieder einmal nach dem gescheiterten Börsengang der Büro-Immobilienfirma WeWork. Zuvor war sie mit hohen zweistelligen Milliardenbeträgen bewertet worden, hinterher aber zählten Kommentatoren allerlei Makel des Unternehmens auf, etwa seine unterentwickelte Corporate Governance. Auch die Aussage im Börsenprospekt, WeWork wolle "das Bewusstsein der Welt" heben, wurde genüsslich aufs Korn genommen, schließlich war Vorstandschef Adam Neumann bekannt für seinen Marihuana-Konsum. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis fast allen die Bewertung plötzlich hoffnungslos überhöht vorkam.

Rückschau 2019

Früher bezeichnete die Start-up-Branche Unternehmen mit einem Wert von mindestens einer Milliarde Dollar als Einhörner – weil sie so selten waren. Doch mittlerweile gibt es weltweit mehr als 300 davon, sodass die US-Technologieszene und ihre Wagniskapitalgeber eine neue Bezeichnung für die finanziellen Überflieger brauchten. Also kam die Kategorie der "Decacorns" (Zehnhörner) hinzu, für junge Unternehmen mit mindestens zehn Milliarden Dollar auf der Wert-Waage. Auch dieser neue Exklusiv-Club gewann rasch Mitglieder. Doch statt des ersten Hundert-Horns kam dann das Scheitern von WeWork. Es dürfte dem Trend der immer höheren Bewertungen für schnell wachsende Technologieunternehmen schon vor dem Börsengang vorläufig ein Ende gesetzt haben.

Denn WeWork war 2019 keineswegs der einzige Fall, bei dem hochfliegende Erwartungen beim ersten Kontakt mit der Börse gnadenlos gestutzt wurden. Den Fahrdienstleister Uber, der schon vorher durch zweifelhafte Geschäftspraktiken und einen ruppigen Vorstandschef unangenehm aufgefallen war, bewerteten Banken vor dem Börsengang mit bis zu 120 Milliarden Dollar. Anleger wollten jedoch nur 76 Milliarden Dollar bezahlen – und seitdem hat Uber am Markt noch einmal über ein Drittel seines anfänglichen Börsenwerts verloren.