Technik-Segen: Fusion aus Robotik und Religion
Können Roboter Priester ersetzen? Oder gar etwas Göttliches repräsentieren? Die Antwort auf diese Fragen ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint.
Martin Luther – hier noch unrobotisch.
"Du klammerst dich an dein egoistisches Ego", sagt die ÂMaschine mit einer hellen, kindlichen Stimme. "WeltÂliche WĂĽnsche sind nichts anderes als ein auf See verÂlorener Geist." Was der Roboter Mindar rezitiert, ist das Herz-ÂSutra, einer der zentralen Texte des Zen-Buddhismus.
(Bild:Â Nissei Eco Co.)
Der Einsatz der Maschine, die von einer audiovisuellen Präsentation begleitet wird, ist jedoch mehr als eine spektakuläre Show: Nach dem Glauben der Priester repräsentiert die Maschine in diesem Moment tatsächlich eine Gottheit. FĂĽr manche Âjapanischen Robotiker ist die Interaktion mit einer Maschine zudem eine wirksame Methode, um Menschen mit der Frage zu konfrontieren, ob es wirklich einen Gegensatz gebe zwischen Âbelebter und unbelebter Natur, zwischen dem eigenen Ego und der Welt.
(Bild:Â National Museum of American History)
Der japanische Roboter-Pionier Masahiro Mori, der den Begriff vom "uncanny valley" geprägt hat – wenn Roboter uns zu ähnlich werden, empfinden wir sie als unheimlich –, skizzierte die Idee bereits 1974 in einem Buch mit dem Titel "The Buddha in the Robot".
Roboter für die religiöse Praxis
Ganz so weit wĂĽrde Gabriele Trovato wahrscheinlich nicht Âgehen. Der Italiener, der zurzeit an der japanischen Waseda ÂUniversity in Tokio arbeitet, ist aber davon ĂĽberzeugt, dass die Fusion aus Robotik und Religion nĂĽtzlich sein kann, denn religiöse Praxis erfĂĽlle gerade bei älteren Menschen wichtige Funktionen. Soziale Roboter könnten dabei unterstĂĽtzen und begleiten – allerdings mĂĽssten sie von den Menschen tatsächlich akzeptiert werden.
(Bild:Â Gabriele Trovato/Waseda University)
Trovato hat deshalb ein Designkonzept fĂĽr "theomorphe ÂRoboter" erarbeitet – religiöse Maschinen. Die begrenzten ÂFähigkeiten vieler real existierender Roboter etwa in Sachen Konversation und Bewegung soll der Roboter durch mystisches Auftreten ĂĽberdecken. Bewegungen sind gemessen, wĂĽrdevoll, und sparsam einzusetzen. "Weniger ist mehr", rät Trovato.
(wst)