Weit größere, globale Operation: Neue Dokumente im Cambridge-Analytica-Skandal

Mehr als 100.000 teilweise bislang unveröffentlichte Dokumente sollen detaillierten Einblick in die weltweiten Machenschaften von Cambridge Analytica geben.

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Neue Dokumente im Cambridge-Analytica-Skandal

(Bild: Cambridge Analytica)

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Seit Jahresanfang werden via Twitter Dokumente der ehemaligen Analysefirma Cambridge Analytica veröffentlicht, die von einer ehemaligen Mitarbeiterin des Unternehmens stammen sollen. Cambridge Analytica hat im Zuge eines Skandals um Datenschutz und Wählermanipulation im Mai 2018 Konkurs angemeldet; verwandte Firmen mit personellen Überschneidungen zu Cambridge Analytica bestehen aber weiterhin. Die jetzt publizierten Dokumente, die bislang unveröffentlichte E-Mails, Projektpläne, Studien, Verhandlungsdokumentation und mehr beinhalten sollen, werden gruppiert nach geographischen Regionen und betroffenen Persönlichkeiten publik gemacht.

Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

Insgesamt sollen die Dokumente mindestens 65 Länder betreffen. Bislang verfügbar sind Dossiers zu Brasilien, Kenya, Malaysia, dem Iran und John Bolton, dem ehemaligen nationalen Sicherheitsberater Trumps.

Dem veröffentlichenden Twitter Account "Hindsight is 2020" bzw. @HindsightFiles zufolge stammen die Dokumente von Brittany Kaiser, einer zur Whistleblowerin gewordenen, ehemaligen Mitarbeiterin von Cambridge Analytica. Es sei Zeit, die Dokumente zu veröffentlichen, so @HindsightFiles, nachdem SCL, die Mutterfirma von Cambridge Analytica, in Konkurs gegangen sei, um eine Konfiszierung der Dokumente zu verhindern.

Dem britischen Guardian zufolge hat sich Brittany Kaiser im Nachgang der Wahl in Großbritannien im vergangenen Monat dazu entschlossen, die Dokumente zu veröffentlichen. Die Zeitung zitiert sie mit den Worten: "Es ist derartig offensichtlich, dass unsere Wahlsysteme sehr leicht missbraucht werden können. Ich habe große Befürchtungen davor, was bei der US-Wahl später in diesem Jahr passieren wird und ich glaube, einer der wenigen Wege, uns zu schützen, ist, so viele Informationen wie möglich verfügbar zu machen."

Die Dokumente stammen dem Guardian zufolge von den E-Mail-Accounts und Festplatten Kaisers. Teile des Materials habe sie bereits im April 2018 dem britischen Parlament übergeben, aber es gebe tausende und tausende weitere Seiten. Die darin dokumentierte Arbeit Cambridge Analyticas würde weit über das hinausgehen, was die Leute gemeinhin zu wissen glaubten. Der Skandal um die Daten von Facebook sei Teil einer weit größeren, globalen Operation zur Manipulation und Beeinflussung der Bevölkerung. Die Beteiligung von Regierungen, Geheimdiensten, Unternehmen und politischen Kampagnen habe riesige Auswirkungen auf die nationale Sicherheit.

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Zum Beispiel befänden sich unter den Dokumenten E-Mails von größeren Spendern für Trump, in denen sie besprächen, wie sie die Quelle ihrer Spenden verschleiern könnten. Die Dokumente "legen die gesamte Schwarzgeld-Maschinerie hinter der amerikanischen Politik offen", zitiert der Guardian Kaiser. Diese Maschinerie sei auch in anderen Ländern – einschließlich Großbritanniens – zum Einsatz gekommen.

Emma Briant zufolge sei das bisher Bekannte nur die Spitze des Eisberges. Die vom Guardian befragte Spezialistin für Propaganda hatte Zugriff auf einen Teil der Dokumente, die ihr zufolge weit besser als bisher bekannt erklären, was bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 passiert sei. Das habe große Auswirkungen auf die Wahl 2020, weil die gleichen Leute weiter an den gleichen Techniken arbeiteten, so Briant. Es gäbe "Beweise für sehr verstörende Experimente an amerikanischen Wählern mit auf Angst aufbauenden Nachrichten", die scheinbar immer noch andauern. "Dies ist eine globale, außer Kontrolle geratene Industrie", sagte Briant gegenüber dem Guardian. (syt)