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Varjo XR-1 ausprobiert: Wenn Computergrafik und Wirklichkeit verschmelzen

Das kombinierte AR-/VR-Headset Varjo XR-1 zeigt ein Kamerabild der Umgebung an und reichert es mit Computergrafik an. Das Resultat ist faszinierend realistisch.

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Varjo XR-1 ausprobiert: Wenn Traum und Wirklichkeit verschmilzen

Die beiden 16-Megapixel-Kameras des Profi-Headsets Varjo XR-1 sind in Augenabstand angeordnet.

(Bild: c't / jkj)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Mit einem Headset auf dem Kopf stehe ich in einem ganz normalen, leeren Hotelzimmer in Las Vegas. Im Headset-Display sehe ich ein Kamerabild meiner Umgebung. Die Darstellung ist so verzögerungsarm und scharf, dass ich schon nach paar Sekunden vergessen habe, dass ich auf ein Display schaue. Auf einmal baut sich eine Tür im Raum auf. Ich gehe hindurch – und stehe im Cockpit eines Flugzeugs. Durch das computergenerierte Cockpitfenster sehe ich das echte Hotelzimmer.

Möglich macht diese beeindruckende Sinnestäuschung das kombinierte AR/VR-Headset Varjo XR-1. Anders als andere AR-Brillen wie zum Beispiel Microsofts Hololens, blendet die XR-1 keine Computergrafik in eine durchsichtige Scheibe ein – es fängt die Realität stattdessen mit zwei im Augenabstand angeordneten 16-Megapixel-Kameras ein und zeigt sie dann auf dem Display einer geschlossenen VR-Brille an. Das Verfahren ermöglicht deutlich tiefere Eingriffsmöglichkeiten als bei der additiven Anzeigetechnik von Hololens und Co, schließlich kann jedes Pixel des Sichtfelds beliebig verändert werden.

Dass das Ganze so beängstigend gut aussieht, hat nicht nur mit den Kameras zu tun, sondern auch mit dem Display: Als Unterbau nutzt die Varjo XR-1 das extrem hochauflösende VR-Headset VR-2 des gleichen Herstellers. Im Bildmittelpunkt zeigt das Headset eine Auflösung von mehr als 3000 dpi, laut Varjo entspricht das der vom Menschen maximal wahrnehmbaren Auflösung. Im peripheren Sichtfeld kommt ein niedriger aufgelöstes OLED-Display zum Einsatz.

Das hochauflösende Bild wird mit einem Spiegel in den Bildmittelpunkt projiziert – konnte man beim Vorgänger VR-1 noch den Übergang zwischen den beiden Bildern erkennen, ist er beim Nachfolger nun nahezu unsichtbar. Lediglich am linken und rechten Bildrand stören noch zwei helle "Blasen", die permanent zu sehen sind. Laut Varjo-CEO Niko Eiden sei man aber bereits dabei, das Problem zu beheben.

Das stereoskopische Kamerabild der Umgebung wirkt extrem lebensecht, die Verzögerung ist fast nicht wahrzunehmen – laut Hersteller liegt sie bei unter 20 Millisekunden. Lediglich die Hände wirken ein bisschen zu groß, weil die künstlichen "Augen" etwas weiter vorne angeordnet sind als die echten. Nach ein paar Minuten hat man sich aber auch daran gewöhnt.

Die Varjo XR-1 kostet 9995 Euro (plus 1995 Euro Software und Support), die VR-2 5995 Euro (plus 995 Euro Software und Support). (jkj)