iPhone-Hintertüren: Trump macht Druck

Im Streit um die Entschlüsselung von Geräten von Terrorverdächtigen hat der US-Präsident Apple nun direkt angesprochen.

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Donald Trump

US-Präsident Donald J. Trump erhöht den Druck auf Apple via Twitter.

(Bild: dpa, Andrew Harnik/AP)

Lesezeit: 3 Min.
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Im Konflikt um die Verschlüsselung von Smartphones und Zugriffsmöglichkeiten für Ermittlungsbehörden hat Präsident Donald Trump den Druck auf den US-Technikriesen Apple erhöht. Trump schrieb am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter, seine Regierung helfe Apple in Handelsfragen und anderen Belangen "die ganze Zeit". Dennoch weigere sich der Konzern, behauptete Trump, Behörden den Zugang zu verschlüsselten Telefonen zu ermöglichen, "die von Mördern, Drogendealern und anderen gewalttätigen kriminellen Elementen" benutzt würden. Trumps Forderung an die Verantwortlichen des Unternehmens: "Sie müssen sich jetzt der Herausforderung stellen und unserem großartigen Land helfen!"

Zuvor hatte Apple in dem wiederaufgeflammten Streit Kritik von US-Justizminister William Barr zurückgewiesen. Barr hatte am Montag gesagt, Apple habe "keine substanzielle Hilfe" bei der Aufklärung des Angriffs eines saudischen Offiziers auf einem Marinefliegerstützpunkt in Florida im Dezember geleistet. Er drängt den Konzern dazu, den Passwort-Schutz von zwei iPhones des Attentäters auszuhebeln. Apple lehnt es kategorisch ab, Strafverfolgern solche und andere Hintertüren zu öffnen, damit sie Zugriff auf möglicherweise ermittlungsrelevante Daten bekommen. Der Konzern argumentiert, dies würde die Datensicherheit für alle Nutzer verschlechtern.

Barr stufte den Angriff, bei dem drei US-Soldaten getötet wurden, als Terrorattacke ein und erhöhte damit den Druck auf Apple. "Es ist sehr wichtig zu wissen, mit wem und über was der Schütze kommuniziert hat, bevor er starb", sagte der Minister.

Apple entgegnete, man habe binnen Stunden nach der ersten FBI-Anfrage am 6. Dezember "eine breite Auswahl an Informationen" bereitgestellt. In den Tagen danach habe Apple unter anderem im Speicherdienst iCloud gespeicherte Backups sowie Kommunikationsdaten zu mehreren Accounts geliefert. Während der Zugang zu einem verschlüsselten iPhone nur mit einem Passcode möglich ist, wird der Schlüssel für in der Cloud gespeicherte iPhone-Backups ebenfalls dort gelagert. Damit können sie für Behörden entschlüsselt werden. Besonders sensible Informationen wie Gesundheitsdaten, Passwörter oder Zahlungsdaten werden dabei auch in der Cloud Ende-zu-Ende verschlüsselt und sind damit nur für die Nutzer zugänglich.

Apple betonte, man sei erst einen Monat später, am 6. Januar, durch das FBI von der Existenz eines zweiten iPhones in Kenntnis gesetzt worden. In eines der Geräte hatte der Attentäter geschossen.

"Wir haben immer betont, dass es keine Hintertür nur für die Guten geben kann", bekräftigte Apple. "Hintertüren können auch von denen missbraucht werden, die unsere nationale Sicherheit und die Datensicherheit unserer Kunden bedrohen." Außerdem hätten Ermittler heute schon Zugang zu mehr Daten als je zuvor.

Apple hatte sich nach einem Anschlag von 2015 lieber vom FBI verklagen lassen, anstatt eine Software zum Entsperren von iPhones zu schreiben. Die Ermittler kamen damals nach eigenen Angaben mit Hilfe eines externen Dienstleisters in das Gerät hinein und ließen die Klage fallen. Tatsächlich sind bestimmte iPhones dank eines nicht fixbaren Boot-ROM-Exploits mittlerweile leichter zu öffnen als zuvor – bei älteren Modellen ist dies sogar noch einfacher, da deren Betriebssysteme bekannte Sicherheitslücken aufweisen. Der Terrorverdächtige von Florida soll ein iPhone 5 und iPhone 7 verwendet haben. Diese sollten sich mit für Polizeibehörden frei verfügbaren Verfahren von Forensikfirmen wie Cellebrite grundsätzlich öffnen lassen, teilte etwa der bekannte iPhone-Sicherheitsexperte Will Strafach mit. (mit Material der dpa) / (bsc)