NGO: YouTube empfiehlt massenhaft Videos von Leugnern des Klimawandels

YouTubes-Empfehlungsalgorithmus begünstigt die Verbreitung sachlich falscher Videos zum Thema Klimawandel, haben Klimakativisten herausgefunden.

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NGO-Untersuchung: YouTube empfiehlt massenhaft Videos von Leugnern des Klimawandels

(Bild: MariaX/Shutterstock.com)

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Das Videoportal YouTube hat mehreren Millionen Nutzern weltweit Videos mit falschen Informationen zum Klimawandel empfohlen. Dies geht aus einem Report der international tätigen Nichtregierungsorganisation AVAZZ mit dem Titel "Why is YouTube Broadcasting Climate Misinformation to Millions?" hervor.

AVAZZ hatte dazu 5537 Videos auf YouTube untersucht, die sie mit den Suchbegriffen "climate change", "global warming" und "climate manipulation" ermittelten. Die Klimaaktivisten schauten sich dann die Weiterempfehlungen unter "nächstes Video" an und stellten fest, dass die in den 100 Top-Empfehlungen gelisteten Videos teilweise sachliche Falschdarstellungen zu den Themen enthielten und Leugnern des Klimawandels zugeschrieben werden konnten. YouTube reagierte auf die Vorwürfe, sieht jedoch seine Hände gebunden, da Videos nicht nach bestimmten Ansichten gefiltert werden könnten.

Dem Report der AVAZZ nach sollen acht Prozent der Top-100-Weiterempfehlungen zu "climate change" Fehler enthalten. Bei den Suchergebnissen zu "global warming" seien es 16 Prozent, zu "climate manipulation" 21 Prozent. Als Basis für die Bewertung, ob ein Video Falschinformationen enthält, legten die Klimaaktivisten den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zu Grunde. Die zehn wichtigsten der ermittelten Videos sollen der Erhebung nach durchschnittlich etwa eine Million Klicks erhalten haben. AVAZZ monierte, dass in all diesen Videos Werbung laufe, von denen sowohl YouTube als auch die Anbieter der Videos profitierten. Julie Deruy, eine Sprecherin von AVAZZ, sagte dazu: "Hier geht es nicht um Meinungs-, sondern um Werbefreiheit."

AVAZZ rief YouTube dazu auf, sich stärker gegen Leugner des Klimawandels zu engagieren und Videos mit Falschinformationen nicht mehr auftauchen zu lassen. Damit soll auch verhindert werden, dass die Urheber der Videos über die darin geschaltete Werbung Geld erhalten. Außerdem sorge der Empfehlungsalgorithmus dafür, dass der Nutzer nach Anklicken des Videos weitere Videos mit Falschinformationen erhielten. Dies gebe eine Verbreitung falscher Informationen noch zusätzlichen Aufschwung .

Nach dem Willen der Klimaaktivisten soll YouTube deshalb Videos zum Themenkomplex Klimawandel von unabhängigen Faktencheckern überprüfen lassen. Videos, die falsche Informationen enthalten, sollen mit richtigstellenden Anmerkungen versehen werden.

YouTube erklärte in einer Reaktion, dass es nicht möglich sei, "Videos oder Kanäle basierend auf bestimmte Sichtweisen hin zu filtern oder herabzustufen", zitiert Time einen Unternehmenssprecher. Außerdem halte sich YouTube an seine Richtlinien für auf der Platfform geschaltete Werbung. Werbetreibende hätten die Möglichkeit, selbst über Opt-outs festzulegen, in welchem Umfeld ihre Werbung angezeigt wird.

AVAZZ gibt sich damit allerdings nicht zufrieden und bemängelt fehlende Transparenz. Die Algorithmen zur Erstellung der Rangliste der Videos seien undurchsichtig und für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Die Klimaaktivisten fordern, dass YouTube damit aufhört, Videos mit sachlich falschen Informationen zum Klimawandel zu verbreiten oder zur Verbreitung über sein Empfehlungssystem beizutragen. (olb)