Gendatenbank: Ancestry blockt Zugriffswunsch von Ermittlern ab

Anbieter von Genanalysen haben immense Datenbanken angesammelt. Für Ermittler erscheinen die immer wertvoller. Ancestry hat sich aber nun gewehrt.

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Gendatenbank: Ancestry blockt Zugriffswunsch von Ermittlern ab

(Bild: gopixa/Shutterstock.com)

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Der Genealogie-Dienstleister Ancestry hat einen Durchsuchungsbefehl für seine riesige DNA-Datenbank zurückgewiesen und war damit offenbar erfolgreich – zumindest vorläufig. Das geht aus dem Transparenz-Bericht des US-Unternehmens hervor, der vergangene Woche veröffentlicht und gegenüber Buzzfeed genauer erklärt wurde.

Demnach kam der Durchsuchungsbefehl ("warrant") von einem Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania und wurde laut Ancestry "nicht ordnungsgemäß" zugestellt. Es seien keine Daten herausgegeben worden und bislang habe es kein Nachhaken der Strafverfolgungsbehörden gegeben.

Auch wenn das US-Unternehmen das Anliegen der Ermittler in diesem Fall offenbar abwehren konnte, deutet das Geschehen in die Zukunft. Anbieter wie Ancestry und 23andMe bieten Genanalysen unter anderem für die Ahnenforschung. Millionen US-Amerikaner nutzen diese Angebote und so haben die Unternehmen immense Gendatenbanken zusammengetragen. Allein Ancestry hat nach eigenen Angaben 16 Millionen Gendatensätze von Nutzern, 23andme kommt laut Buzzfeed auf mehr als 10 Millionen Einträge. Die Kunden wollen über die Analyse ihrer DNA etwas über ihre Herkunft oder Verwandte erfahren, nach einem spektakulären Erfolg wächst aber nun das Interesse von Strafverfolgern an Datenschatz.

Im Frühjahr 2018 hatten US-Ermittler einen Mann festgenommen, den sie beschuldigen, der "Golden State Killer" zu sein und zwischen 1974 und 1986 mindestens zwölf Morde sowie mehr als 50 Vergewaltigungen begangen zu haben. Sie hatten ihn identifiziert, indem sie DNS des Mörders auf der Genealogie-Datenbank GEDMatch hochgeladen haben. Dort können Menschen Daten einstellen, die sie etwa von Ancestry oder 23andMe bekommen haben, um dann nach Verwandten zu suchen. Ermittler können so Personen finden, die genug DNS mit jener Person teilen, deren DNS in Verbindung mit einem Verbrechen sichergestellt wurde, wie in Kalifornien geschehen. Weil dafür auch Daten weiter entfernter Verwandter reichen, könnten so bereits jetzt große Teile der US-Bevölkerung identifiziert werden.

Während in öffentlich einsehbaren Datenbanken aber nur ein Teil aller bislang gesammelten Gendaten eingestellt wurde, sind die Datenbanken der Analyseanbieter die wahren Ziele von Ermittlern. Dass hier irgendwann Durchsuchungsbefehle eingehen, war erwartet worden. Laut Buzzfeed war aber bislang lediglich Ancestry betroffen. Sollte solch ein Fall in Zukunft aber vor Gericht gehen, könnte ein jahrelanger Rechtsstreit folgen, der bis vor den Supreme Court gehen dürfte, erklärte einer der Ermittler im Fall des "Golden State Killers" gegenüber dem US-Magazin. (mho)