Ericsson-Studie: CO2-Abdruck der weltweiten IT ist gar nicht so schlimm

Für wie viele CO2-Emissionen ist die weltweite IT eigentlich verantwortlich? Darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Nun gibt es noch eine Studie.

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Ericsson-Studie: CO2-Abdruck der weltweiten IT ist gar nicht so schlimm

(Bild: carballo/Shutterstock.com)

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Obwohl der Datenverkehr in den weltweiten Kommunikationsnetzen immer mehr zunimmt, ist der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) seit mehreren Jahren gleichbleibend für rund 1,4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie zum CO2-Abdruck der IKT-Branche, die für den schwedischen Telekommunikationsausrüster Ericsson angefertigt wurde. Dabei handelt es sich um einen weiteren Versuch, herauszuarbeiten, welchen Anteil IT und Digitalisierung am Treibhauseffekt haben.

Der Studie vorangestellt ist ein Hinweis, dass es nicht einfach ist, diesen CO2-Abdruck zu ermitteln und ungleiche Blickwinkel zu reißerischen Überschriften führen würden, die von alarmierend hohem Energieverbrauch bestimmter IT-Bereiche berichten. Die Studie selbst basiert demnach auf Zahlen einer wissenschaftlichen Untersuchung aus dem Haus Ericsson, die 2018 geprüft veröffentlicht wurde. Andere Zahlen stammen beispielsweise von der Internationalen Energieagentur (IEA), einer autonomen Einheit der OECD.

Bildhaft greifen sich die Autoren etwa jenen Vergleich heraus, demzufolge die IT weltweit für ähnlich viel CO2-Emissionen wie der Flugverkehr verantwortlich ist. Wenn man die Produktion der Flugzeuge, den Betrieb von Flughäfen oder auch den Umgang mit ausgemusterten Flugzeugen herausrechne, stimme das auch in etwa. Aber nur, weil derartige Emissionen bei der IT eingerechnet würden, also etwa die Herstellung von Netzwerk-Hardware oder Smartphones. Das zeige bereits, wie schief dieser Vergleich sei, meinen die Autoren. Außerdem schreiben sie, dass nur etwa 10 Prozent der Menschheit fliegen, aber 70 Prozent IT nutzen. Änderungen würden also sehr ungleiche Folgen haben.

Auch auf die Folgen des stetig wachsenden Datenverkehrs in den Netzen gehen die Autoren ein. Laut ihren Zahlen – die unter anderem von der IEA stammen –, hat sich der weltweite Traffic seit 2010 etwa verzehnfacht. Gleichzeitig sei der Energieverbrauch quasi konstant geblieben, der CO2-Ausstoß sinkt demnach sogar leicht.

Aufgeschlüsselt in einzelne Bereiche ist der Energiebedarf von Rechenzentren und Netzwerken demnach nur minimal gestiegen, der von Endgeräten gesunken. Einen Rückgang habe es auch bei Fernsehern und Spielkonsolen gegeben, aber Überwachungskameras verbrauchen immer mehr. Alle drei Produktkategorien zählen die Autoren aber nicht direkt zur IKT, genauso wenig wie Kryptowährungen, deren Energieverbrauch regelrecht explodiert sei.

Wie viel Energie Video-Streaming konkret benötigt, hängt auch vom Endgerät ab.

(Bild: Ericsson)

Trotz ihrer Zahlen geben sich die Autoren überzeugt, dass die IKT ihren CO2-Abdruck reduzieren muss. Käme der für die weltweite IT genutzte Strom aus erneuerbaren Energiequellen, könnte beispielsweise der CO2-Abdruck der IT um 80 Prozent gesenkt werden.

Im Vergleich zur wirtschaftlichen Bedeutung der IKT sei die Klimawirkung gering, andere Branchen verursachten im Verhältnis zum Umsatz wesentlich mehr CO2. Gleichzeitig berge IT die Möglichkeit, in anderen Wirtschaftssektoren den CO2-Ausstoß zu senken, erklärt Ericsson weiter.

Cloud-Rechenzentren, Netzbetreiber und deren Zulieferer – wie eben Ericsson – stehen unter enormem Kostendruck und haben starkes Interesse daran, teuren Strom möglichst effizient zu nutzen. Zudem erhöht etwa die EU den Druck auch auf IKT-Anbieter, vergleichbare Zahlen zur Klimabelastung ihrer Aktivitäten zu veröffentlichen.

Schließlich äußern sich die Autoren noch zur Frage des Energieverbrauchs durch Streaming und verweisen darauf, dass zeitgemäßes Streaming – vor allem auf Geräte mit kleineren Bildschirmen – deutlich energiesparender sei, als Vorläufer wie Leih-DVDs dies waren.

Die Forscher zeigen auch, wie unscharf pauschale Aussagen zur Klimawirkung des persönlichen Stromverbrauchs sind: Je nach Staat oder Region stammt der Strom aus sehr unterschiedlichen Quellen. Hierzulande kann man etwa durch den Wechsel zu Ökostrom seinen individuellen Öko-Fußabdruck durch IKT-Stromverbrauch deutlich verbessern. (mho)