Computerspielsucht: Die wollen doch nur spielen

Die WHO hat Computerspielsucht offiziell als Krankheit anerkannt.Der Südkoreaner Lee Hae-kook hat Jahrzehnte auf die Entscheidung hingearbeitet. Nun muss er sich fragen lassen: Ist er zu weit gegangen?

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Computerspielsucht: Die wollen doch nur spielen

Der Psychiater Lee Hae-kook kämpft gegen die seiner Meinung nach grassierende Computer­spielsucht.

(Bild: Catholic University of Korea)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Max S. Kim

Mit "StarCraft" hat sich alles verändert. Es gab zwar schon zuvor Spiele-Hits wie "Tetris" und "Super Mario", aber StarCraft war mehr als das. Es war eine Erweckung. 1998 veröffentlichte die US-Firma Blizzard das Echtzeit-Strategiespiel, in dem Gamer gegen Armeen von Außerirdischen kämpfen. Elf Millionen ­Kopien verkaufte sie weltweit. Das eigentlich Überraschende ­jedoch war: Allein 4,5 Millionen davon gingen nach Südkorea, ein damals eher rückständiger Markt. Blizzard hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, eine koreanische Version ­herauszubringen. Trotzdem war StarCraft dort ein Riesen­erfolg. Die nationalen Medien krönten es zum "Spiel des Volkes". Es war so populär, dass es einen weiteren Boom auslöste: "PC-Bangs" – Cafés mit Essen und Getränken, in denen sich die Spieler für weniger als einen Dollar pro Stunde vergnügen konnten. 1998 gab es im ganzen Land nur hundert von ihnen, drei Jahre später waren es 23.000.

"PC-Bangs waren die einzigen Orte, an dem die Leute ihren Stress abbauen konnten", sagt Edgar Choi, einer der ersten ­professionellen StarCraft-Spieler. "Wenn sie zu Hause waren, sagten ihnen ihre Eltern, sie sollten lernen."

StarCraft schuf auch die Grundlage für den E-Sport. Die PC-Bangs begannen, die ersten StarCraft-Turniere auszurichten, zunächst nur um Ruhm und Ehre sowie freie Spielzeit. Nachdem ein Zeichentricksender 1999 mit ­großem Erfolg ein Turnier im Fernsehen übertragen hatte, professionalisierten sich die Wettbewerbe. 2004 zog ein Endspiel bereits mehr als 100.000 Zuschauer an. Unternehmen wie Samsung sponserten Veranstaltungen und Profiteams, die Spieler wurden zu Stars.

(rot)