Rendezvous mit Räubern: Betrug auf Dating-Plattformen

Eigentlich sollte es ein romatisches Date werden, stattdessen rauben Betrüger einen Mann aus. Die Polizei rät zur Vorsicht beim Daten über Online-Portale.

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Rendezvous mit Räubern: Betrug auf Dating-Plattformen

(Bild: oatawa/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Jung
  • dpa

Er verabredete sich im Internet mit einer Frau zum Rendezvous – aber stattdessen kamen drei Räuber. So sieht die Staatsanwaltschaft den Fall, der vor Gericht in Frankenthal verhandelt wird. Demnach gaben sich drei Männer beim Flirten auf einer Dating-Plattform als Frau aus und vereinbarten mit ihrem späteren Opfer ein Treffen. Bei der nächtlichen Begegnung in der Pfalz soll das Trio den Mann dann mit einem Messer verletzt und bestohlen haben. Für Experten wirft der Fall auch ein Schlaglicht auf Betrügereien im Internet. Sie warnen vor Leichtgläubigkeit.

"Genug Betrug mit vorgetäuschter Liebe", betonen etwa das Landeskriminalamt (LKA) und die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Sie warnen mit Nachdruck vor Liebesbetrügern, die in Online-Partnerbörsen und sozialen Netzwerken ihr Unwesen treiben. Zunächst erschleichen sie sich das Vertrauen der Opfer – aus anfänglichen Flirt-Nachrichten werden Liebesbekundungen und Versprechungen, bis es plötzlich um den wahren Grund der ganzen Aufmerksamkeit geht, wie die Behörden aus Erfahrung mitteilen. Und der wahre Grund sei meist, das Opfer auszunehmen. "Gehen Sie zur Polizei und erstatten Strafanzeige", raten LKA und Verbraucherzentrale.

Doch wie schützen sich Dating-Plattformen selbst vor falschen Romeos und Julias? "Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen können wir Fehlverhalten und kriminelle Energien einzelner Mitglieder leider nicht hundertprozentig ausschließen", sagt Jana Bogatz von der Partnervermittlung Parship, "ebenso wenig wie dies bei jeder anderen Form der Kontaktanbahnung möglich ist". Bisher seien dem Unternehmen sehr wenige Fälle bekannt, in denen Mitglieder finanziellen Schaden genommen hätten. "Wir appellieren, vorsichtig zu bleiben und sich bei Auffälligkeiten sofort an unseren Kundenservice zu wenden", sagt sie.

Parship verfügt Bogatz zufolge über ein dreistufiges Sicherheitssystem. "Über einen automatischen Filter scannen wir Profile nach Auffälligkeiten und gehen unzulässigen Verhaltensweisen nach. Bei begründetem Verdacht und wiederholten Hinweisen durch Mitglieder sperren wir diese Profile und schließen sie von unserem Service aus", erläutert sie. Das System stelle nicht allein die Verfolgung, sondern auch Aufklärung und Früherkennung in den Fokus.

Ähnliches berichtet die Internet-Singlebörse LoveScout24. Der Kundendienst prüfe jeden Tag rund 12.000 Fotos, um Fakes rechtzeitig zu entlarven, heißt es dort. Automatische Screening-Methoden, Spam-Filter und selbst entwickelte Identifikationsmethoden orientieren sich an bestimmten Verhaltensweisen. "Trotz aller Präventionsmaßnahmen können wir nicht immer verhindern, dass einzelne schwarze Schafe auf unser Portal gelangen." Eine gewisse Grundskepsis sei immer angebracht – egal, wo man neue Menschen kennenlerne.

Experten raten, vor dem ersten Treffen zu telefonieren. Dabei lasse sich schon einiges erfahren. Sie empfehlen zudem, das erste Treffen an einem öffentlichen und belebten Platz zu planen – am besten in Begleitung eines Vertrauten, der die Situation diskret zumindest eine Zeit lang im Auge behält. Von einem ersten Treffen zu Hause raten Fachleute ab. Die Gefahr eines Übergriffs sei dann besonders hoch.

Längst ist der Betrug ein internationales Phänomen. Auch in anderen Ländern verbirgt sich manchmal hinter einer digitalen Person ein Cyberkrimineller. Verlässliche Statistiken gibt es nicht – Behörden verweisen unter anderem darauf, dass die Taten zu den Betrugsdelikten gezählt werden. Zudem existiere eine hohe Dunkelziffer. Im Internet sei es leichter zu blenden, sagte der Polizeipsychologe Adolf Gallwitz einmal. "Menschen suchen nach einem vertrauensvollen Bezug, da schlägt die Hoffnung das Sicherheitsbedenken."

In dem Fall wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung und gefährlichen Körperverletzung, der in Frankenthal verhandelt wird, ist einer der mutmaßlichen Täter flüchtig. Die möglichen Komplizen, ein 22- und ein 23-jähriger Mann aus Freinsheim (Kreis Bad Dürkheim), sollen ihrem Opfer im vergangenen September eine Uhr im Wert von 8000 Euro und das Mobiltelefon gestohlen haben. Als der Geschädigte um Rückgabe bat, habe ihm einer der Angeklagten mit einem Messer in den Rücken gestochen. Einer der Beschuldigten schweige eisern, der andere habe ausgesagt, hieß es. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

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(olb)