Kommentar: Etwas weniger Corona-Hysterie, bitte!

Corona in allen Gesprächen, in jeder Berichterstattung - man kann's nicht mehr hören. Zeit, die Dinge wieder mit Augenmaß zu handhaben, meint die Kommentatorin.

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Etwas weniger Hysterie, bitte!

Schöne Landschaft. Hat einfach mal gar nichts mit Corona zu tun.

(Bild: Claudia Evans/shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ute Roos

Nicht nur die IT-Welt steht Kopf: kein Mobile World Congress in Barcelona, kein Cyber Security Tech Summit Europe, keine Command & Control, keine Twenty2X - die Liste der wegen des Corona-Virus abgesagten IT-Veranstaltungen wird täglich länger. Und jetzt auch noch die Hannover Messe "verschoben".

Was waren das noch für unbeschwerte Zeiten, als man jahrzehntelang unbedarft und tiefenentspannt über die CeBIT schlappte, zig Visitenkarten einsteckte, täglich hunderte Hände schüttelte, kein Imbisshäppchen, keine Standparty und auch nicht das ein oder andere Messe-Getechtel ausließ - und das, obwohl die seinerzeit weltgrößte IT-Schau genau wie jede andere x-beliebige Veranstaltung eine Ansammlung verschiedener Keime aus aller Herren und Damen Länder war. Und obwohl man wusste, dass man sich nach Beendigung der CeBIT erst einmal einige Tage ins Bett packen und seinen Messe-Virus auskurieren würde.

Ein Kommentar von Ute Roos

Ute Roos ist seit mittlerweile 20 Jahren Redakteurin für IT-Sicherheit beim iX-Magazin. Ihre weiteren Themen sind IT-Recht und Datenschutz sowie E-Commerce und E-Government.

Jahahaaaaaaaaa, mögen nun manche argumentieren, damals gab es aber kein Turbo-Virus wie Corona; SARS und die Vogelgrippe waren weit weg und die Anzahl der Todesopfer bei sämtlichen anderen Horror-Viren dieser Jahre blieb - glücklicherweise - noch jedes Mal unterhalb der befürchteten Dimensionen.

Parallel zur Corona-Welle ist momentan die jährliche Grippesaison in vollem Gang. Das Robert-Koch-Institut meldet 202 Todesfälle, gemessen seit dem "offiziellen Beginn" der Grippesaison in der 40. Kalenderwoche 2019. Zynisch gesprochen ist das nicht viel, vergleicht man es mit der "Rekord"-Grippewelle von 2017/2018. (Noch zynischer gesprochen ist die aktuelle Zahl der Corona-Toten in Deutschland 0, Stand 4. März 2020).

In selbigem Jahr, in dem die CeBIT zum letzten Mal im Winter stattfand, starben 25 000 Menschen an der Influenza! Und das allein in Deutschland! Hat das irgendjemanden, Aussteller oder Besucher, von einer Teilnahme abgehalten? Wurde irgendeine Veranstaltung abgesagt? Gab es Dauerschlagzeilen oder hysterische Live-Ticker in Online-Publikationen? Oder auf jeder Webseite Hinweise auf Hygieneverhaltensregeln, die ohnehin selbstverständlich sein sollten? Nein, und siehe oben.

Möglicherweise ist es nicht angebracht, sich so leichtsinnig auf Massenveranstaltungen zu bewegen wie in der Vergangenheit. Umso weniger, wenn tödliche Viren in noch nicht absehbarem Ausmaß kursieren. Es ist andererseits aber auch kein Grund, in völlig übertriebene Hysterie und Panik zu verfallen und womöglich noch hamstermäßig die Supermärkte leerzukaufen, wie das derzeit zumindest in Deutschland zu beobachten ist. Es sollte genügen, die in diesen Tagen häufig zitierten Hygieneempfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu befolgen. Häufiges Händewaschen vor allem vor dem Essen und nach... naja, weiß man ja (sollte man ohnehin immer tun), niemanden anhusten, anniesen und dergleichen (dito), zu bereits Erkrankten Abstand halten (dito) und bei Virenwellen nicht gleich mit jedem auf Kuschelkurs gehen.

Ergänzen ließe sich dann noch: Wer krank ist, sollte einfach mal mit dem Allerwertesten zu Hause bleiben. Das gilt aber auch für alle anderen ansteckenden Krankheiten.

(ur)