Bau Dir ein Atomkraftwerk!

Ein US-Unternehmen stellt die Baupläne für ein AKW offen ins Netz.

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Vor zehn Jahren habe ich über die Frage gebloggt, wie schwierig es eigentlich wirklich wäre, eine Atombombe zu bauen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man über genügend spaltbares Material verfügt.

Nur, damit keine Missverständnisse aufkommen: Es ging mir nicht darum, die ohnehin schon zu hohe Zahl an Atomwaffen auf diesem Planeten zu steigern. Meine Frage war vielmehr, ob sich das technische Wissen, das zum Bau einer solchen Bombe notwendig ist, in Zeiten des Internets noch immer geheim halten lässt. Schließlich hat die Technologie mittlerweile gute 75 Jahre auf dem Buckel.

Nun will ich mich aber gar nicht so endlos bei Atomwaffen aufhalten, sondern elegant zur zivilen Nutzung der Atomkernspaltung schwenken. Auch die hat ja seit ihren enthusiastischen frühen Jahren – beachten Sie zum Beispiel diese entzückenden Konzeptstudien für atomar angetriebene Autos – einen erheblichen Imageverlust hinnehmen müssen.

Bret Kugelmass will das ändern. Denn der Robotik-Spezialist und leidenschaftliche Entrepreneur, der sein Geld mit Drohnen-Technologie gemacht hat, ist überzeugt davon, dass man Atomenergie braucht, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Deshalb hat er 2017 in Washington DC das Energy Impact Center gegründet. Das wiederum hat nun kürzlich damit begonnen, die Pläne für ein Open-Source-Atomkraftwerk zu veröffentlichen. Das Design beruht auf einem leicht modifizierten, klassischen Druckwasserreaktor mit 100 Megawatt Leistung. Weil die Anlage Open Source ist, und die Teile standardisiert, rechnen Kugelmass und seine Kollegen damit, dass so ein Reaktor nur schlappe 159 Millionen Dollar kosten wird. Verglichen mit den Milliarden, die üblicherweise für Atomkraftwerke fällig werden, ist das ein Schnäppchen. Zudem soll das Ding in nur 1,5 Jahren Bauzeit stehen.

Atomenergie, jahrzehntelang das Synonym für die enge Verflechtung von Staat, Militär und dubiosen internationalen Großkonzernen, wird Open Source. Atomkraftwerke werden klein, billig und modular – und helfen, den Klimawandel aufzuhalten. Klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Ist es auch. Denn was auch in diesen schnuckeligen kleinen Open-Source-Kraftwerken übrig bleiben würde, ist hochgiftiger, stark strahlender Atommüll, der für Tausende von Jahren von der Umwelt isoliert werden muss. Die Atomlobby muss ganz schön verzweifelt sein, wenn sie auf solch ein durchsichtiges Manöver setzt.

(wst)