Coronavirus und die Hand im Gesicht

In Zeiten der Corona-Epidemie raten Mediziner, sich möglichst nicht ins Gesicht zu fassen. Leider ist das ziemlich schwierig – und die Wissenschaft erklärt uns auch, warum.

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Da, jetzt habe ich es wieder getan. Schnell an der Nase gekratzt, die Brille zurecht gerückt oder ein störendes Haar aus der Stirn gewischt.

In Zeiten der Corona-Epidemie raten Mediziner ja dazu, sich möglichst nicht ins Gesicht zu fassen. Denn auf diesem Weg landen Viren, die wir durch Berührung aufgesammelt haben, leider sehr schnell in unserem Körper. Leider ist der gut gemeinte Rat ziemlich schwierig zu befolgen – selbst für Mediziner, die es eigentlich besser wissen müssten: Nach einer 2015 an der University of New South Wales durchgeführten Untersuchung berührten 26 Studierende während einer Vorlesung ihr Gesicht im Schnitt 23 Mal.

Zum Glück ist das nicht allein auf Willensschwäche zurückzuführen, sondern anscheinend hart im Gehirn verdrahtet. Bei Wired kann man die Details nachlesen: Das spontane Berühren des Gesichts tritt bereits im Mutterleib auf, und ist darüber hinaus nicht mal auf Menschen beschränkt. Hunde, Katzen, Eichhörnchen, alle möglichen Tiere tun es ebenfalls.

Eine Theorie, die dieses Verhalten erklären könnte, ist, dass die Berührung des eigenen Gesichts eine Form der Stressregulierung ist, eine Rückversicherung der eigenen Existenz und Autonomie. Das klingt logisch, wenn man berücksichtigt, dass Entwicklungspsychologen, die sich auf Jean Piaget berufen, davon ausgehen, dass sämtliche kognitiven Fähigkeiten des Menschen von einfachen sensomotorischen Schleifen ausgehen.

Was allerdings bedeuten würde, dass die ungesunde Angewohnheit sich ständig im Gesicht herum zu grabbeln ziemlich tief im menschlichen Bios verdrahtet ist. Ob Empfehlungen wie die der Zeitschrift Self also wirklich helfen? (Aktiv andere Gewohnheiten antrainieren, Spielzeug zur Ablenkung der Finger suchen, Stress reduzieren). Man darf das bezweifeln. Aber immerhin haben Sie ein wenig interessanten Gesprächsstoff für die nächste Pause. Aber hoffentlich in sicherer Distanz.

(wst)