Who Has Your Face? US-Bürgerrechtler machen Gesichtserkennung transparent

Über ein Online-Portal der EFF können US-Bürger herausfinden, wie viele nationale Behörden voraussichtlich Fotos von ihnen zur Gesichtserkennung nutzen.

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Who Has Your Face? US-Bürgerrechtler machen Gesichtserkennung transparent

(Bild: EFF)

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Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) will den staatlichen Einsatz biometrischer Gesichtserkennung in den USA für Betroffene transparenter machen. US-Bürger und Immigranten können jetzt über die neue Online-Plattform "Who Has Your Face?" prüfen, in wie vielen Datenbanken nationaler Behörden ein Porträtfoto von ihnen bereits gespeichert und vermutlich für die automatisierte Erkennungstechnik freigegeben ist.

Ämter des Bundes und der einzelnen Staaten in den USA tauschen einmal gesammelte biometrische Merkmale auch inklusive Fingerabdrücke oder gegebenenfalls zusammen mit DNA-Daten vielfach untereinander aus. Die Basis dafür bilden teils nicht öffentlich gemachte Vereinbarungen. Die Betroffenen haben dabei meist nicht in eine Weitergabe ihrer sensiblen persönlichen Informationen eingewilligt, was eigentlich auch in den USA Datenschutzbestimmungen verletzt.

Die Auskünfte der Website beruhen auf Erkenntnissen, die die US-Bürgerrechtsorganisation zusammen mit dem Projekt The Perpetual Lineup des Center on Privacy & Technology an der Hochschule Georgetown Law gewonnen hat. Demnach befindet sich mit über 117 Millionen US-Bürgern rund die Hälfte der Bevölkerung in Systemen nationaler Strafverfolgungsbehörden, die mit Gesichtserkennung arbeiten.

Für "Who Has Your Face" haben die beiden Partner nach eigenen Angaben tausende Seiten an behördlichen Dokumenten analysiert. Außen vor bleiben die die Dienste der US-Firma Clearview AI, die unter anderem Strafverfolgern einen Abgleich von Gesichtsbildern mit einer Datenbank von rund drei Milliarden, größtenteils aus sozialen Netzwerken zusammengeklaubten Porträts ermöglichen soll.

Prinzipiell kann das FBI laut der EFF mittlerweile in 27 von 50 Bundesstaaten Informationen aus Datenbanken mit Gesichtsbildern aus Führerscheinen und Ausweisen abrufen. Die Polizeibehörde arbeitet dafür etwa mit den Kraftfahrzeug-Zulassungsstellen DMVs (Departments of Motor Vehicles) zusammen, die in den USA zugleich als Einwohnermeldeamt fungieren. Mindestens 43 dieser Einrichtungen arbeiten mittlerweile mit biometrischer Gesichtserkennung, vier schließen einen solchen Datentransfer explizit aus. Die Bürgerrechtler sehen damit Zweidrittel der US-Bevölkerung in Gefahr, fälschlicherweise mithilfe der Technik identifiziert und tiefer in Ermittlungen hineingezogen zu werden.

Florida betreibt laut der EFF die größte Gesichtsdatenbank unter den Bundesstaaten und erlaubt über 250 anderen Behörden einen Zugriff auf Fotos der Kfz-Zulassungsstelle. Trotz hartnäckiger Bemühungen, mehr Licht in das Dunkel zu bringen, unterscheide sich der Grad der Transparenz noch gewaltig. So verweise die Zulassungsbehörde des US-Bundesstaats Wisconsin etwa auf 238 Anfragen für eine Datennutzung zur Gesichtserkennung im Jahr 2016, Nevada auf 788 Ersuchen zwischen Mitte 2015 und März 2018. Insgesamt plädiert die EFF dafür, automatisierte Gesichtserkennung für allgemeine staatliche Zwecke bundesweit zu verbieten und so Städten wie San Francisco, Berkeley oder Oakland zu folgen. (anw)