Impfen ohne Spritze

Mit einem hochdichten Mikroarray sollen Medikamente künftig direkt in die Haut eingebracht werden.

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Medizin: Impfen ohne Spritze

(Bild: Vaxxas)

Lesezeit: 3 Min.

Menschen, die Angst vor Spritzen haben, können sich über ein neues Produkt der Biotechnikfirma Vaxxas freuen. Das Unternehmen hat ein sogenanntes High-Density Microarray Patch (HD-MAP) entwickelt, das man wie ein Pflaster auf den Arm kleben kann.

(Bild: Vaxxas)

Es soll auf absehbare Zeit herkömmliche Injektionen ersetzen, die bislang bei Impfungen eingesetzt werden und hat logistische wie medizinische Verbesserungen an Bord.

Das Verfahren tut nicht nur weniger weh, sondern hat auch gesundheitliche Vorteile: Das HD-MAP benötigt weniger Impfstoff, um dieselbe Immunantwort zu erzielen – ungefähr ein Sechstel dessen, was intramuskulär gespritzt werden müsste. Die Antikörperreaktion soll mindestens genauso gut ausgelöst werden, der Titer ist hoch und die Wirkweise schnell.

(Bild: Vaxxas)

Auf je hundert Quadratmillimetern besitzt das HD-MAP gut 3000 winzige Nadeln. Sie sprechen die aktiven Immunzellen in der Haut an, der Umweg über den Muskel entfällt. Angst vor Mikroorganismen muss der Nutzer nicht haben. Die Beschichtung wird vor dem Einsatz durch Gammastrahlen desinfiziert. Der Impfstoff wird anschließend so auf das Pflaster aufgebracht, dass er über einen langen Zeitraum antigenisch stabil bleibt – bis zu ein Jahr lang bei 40 Grad Celsius. Dadurch braucht der Impfstoff auch nicht mehr durchgehend kühl gelagert zu werden, was gerade in Ländern der Dritten Welt oft ein Problem darstellt, wo Vakzine in der Hitze ihre Wirksamkeit verlieren, weil keine durchgehende Kühlkette existiert. HD-MAPs könnten hingegen problemlos über größere Distanzen versendet und qualitätswahrend eingesetzt werden.

Eine klinische Studie mit 210 Patienten in Australien, wo Vaxxas einen Firmensitz hat, kam in Zusammenarbeit mit dem University of Queensland Diamantina Institute zu dem Ergebnis, dass das System grundsätzlich funktioniert – die Immunantwort war gleichwertig oder höher als bei einer Spritze. Dabei wurde mit einer Impfung gegen den Grippeerreger H1N1 gearbeitet. Die Teilnehmer wurden über 60 Tage gescreent. Nun müssen noch Sicherheits- und Qualitätstests folgen. Sind die beendet, könnte das HD-MAP beispielsweise bei der Grippeimpfung eingesetzt werden. Die Influenza kostet pro Jahr bis zu einer halben Million Menschen weltweit das Leben, obwohl es regelmäßig angepasste Impfstoffe gibt. Die bequemere Anwendung der spritzenlosen Technik von Vaxxas soll hier zu einer höheren Durchimpfung führen.

(Bild: Vaxxas)

Die Idee von Mikroarray-Pflastern ist nicht neu – schon seit mehreren Jahren arbeiten verschiedene Pharmafirmen an solchen Produkten. Eine klinische Validierung stand aber noch aus. Bei Vaxxas hofft man, mit den HD-MAPs auch noch effizienter mit Ressourcen umgehen zu können. So zeigte sich bei der H1N1-Studie, dass sich Impfdosen sparsamer einsetzen ließen – beziehungsweise aus verfügbarem Impfstoff mehr Dosen herausholbar waren, da die notwendige Gesamtmenge an Antigen-Material geringer sein durfte. Im Falle einer Pandemie lässt sich so auch Zeit in der Produktion sparen.

(bsc)