Nachfrage nach Microsofts Cloud-Diensten explodiert

Der Ansturm auf Cloud-Dienste von Microsoft ist derzeit hoch. Microsoft versucht, den Betrieb möglichst reibungslos aufrechtzuerhalten.

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Nachfrage nach Microsofts Cloud-Diensten explodiert

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Günter Born

Microsoft verzeichnet einen sprunghaften Anstieg der Nutzung seiner Cloud-Dienste, darunter Microsoft Teams, Windows Virtual Desktop und Power BI. Wie Microsoft in einem Blog-Beitrag von Microsoft schreibt, sei die erhöhte Nachfrage auf die verhängten Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Coronavirus-Pandemie zurückzuführen.

Offenbar wurde Microsoft vom plötzlichen Anstieg der Nutzung überrascht, wie aus dem Blog-Beitrag von Microsoft weiter hervorgeht. So stieg die Nutzung von Microsoft Teams in Italien um 775 Prozent. Die dortige Regierung hatte Ausgangssperren erlassen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, was zu einem erhöhten Kommunikationsvolumen führt. Die mehr als 44 Millionen täglichen Nutzer haben demnach in einer einzigen Woche täglich über 900 Millionen Besprechungs- und Anrufprotokolle generiert.

Bei seinen Windows Virtual Desktop-Diensten hat Microsoft eine Verdreifachung der Benutzung festgestellt. Die Nutzung von Power BI durch Behörden, um Bürgern COVID-19-Dashboards zur Verfügung zu stellen, ist innerhalb einer Woche um 42 Prozent gestiegen.

Zunächst hatte Microsoft den deutlichen Anstieg der Teams-Nutzung auf 44 Millionen Nutzer täglich noch bejubelt, musste jedoch schnell die Schattenseiten des Erfolges feststellen. So führte die hohe Nachfrage in der dritten März-Woche mehrfach zu Ausfällen oder Leistungseinbußen in Microsoft Teams, sodass die Qualität von Videoübertragungen litt oder die Benutzer keinen Zugang zu ihren Online-Konten mehr hatten.

Microsoft beschnitt deshalb bereits ab Mitte März die Leistungen seines Cloud-Angebots. Am 16. März 2020 informierte Microsoft Administratoren im Teams-Status-Dashboard über Einschränkungen bei bestimmten Funktionen. Am 24. März 2020 folgte dann die zweite Stufe der Funktionseinschränkungen, bei denen Teilfunktionen in Office 365 leicht beschnitten wurden.


In den vergangenen Tagen stießen einige Azure-Kunden beim Versuch, SQL Server-Datenbanken auf Azure zu erstellen, auf Kapazitätsengpässe. Das betraf sowohl Kunden, die kostenpflichtige Versionen von SQL Server gebucht hatten, als auch Anwender, die kostenlose Testversion von SQL Server nutzen. Das scheinen allerdings lediglich temporär auftretende Ereignisse gewesen zu sein. Trotz der deutlich gestiegenen Nachfrage ist es Microsoft gelungen, die Cloud-Infrastruktur am Laufen zu halten. Laut Microsoft gab es keine nennenswerten größeren Betriebsstörungen.

Oberste Priorität für Microsoft bleibt aber sicherzustellen, dass kritische Gesundheits- und Sicherheitsorganisationen weiterhin störungsfrei mit der Microsoft Cloud arbeiten können. Dazu hat Microsoft vorübergehend Beschränkungen eingeführt. So gibt es aktuell Einschränkungen für kostenfreie Angebote, um Kapazitäten für bestehende Kunden zu priorisieren. Auch wurden temporär Beschränkungen für bestimmte Ressourcen für neue Abonnements festgelegt. Es handelt sich, laut Microsoft, um "weiche" Kontingentsbegrenzungen. Betroffene Kunden können Support-Anfragen stellen, um diese Begrenzungen zu erhöhen. Wenn Anfragen nicht sofort erfüllt werden können, empfiehlt Microsoft seinen Kunden das Ausweichen auf Cloud-Dienste alternativer Regionen. Es gibt 54 Live-Regionen. So sollen Lastspitzen besser auf das weltweite Microsoft Cloud-Netzwerk aufgeteilt werden.

Weiterhin steht Microsoft in regelmäßigem, weltweitem Kontakt mit Internetanbietern, um die Netzwerkkapazitäten bei Bedarf zu erweitern. So wurden mit mehreren Internetdienstanbietern Maßnahmen zur Reduzierung der Bandbreite von Videostreams vereinbart, damit ihre Netzwerke während der lokalen Arbeitszeiten leistungsfähig bleiben. (olb)