Rocket Lab fängt Raketenstufe mit dem Hubschrauber ein

Rocket Lab hat erstmals die erste Stufe seiner Electron-Rakete eingefangen – mit einem Hubschrauber. Die Wiederverwendbarkeit rückt damit näher.

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Rocket Lab fängt Raketenstufe mit dem Hubschrauber ein

(Bild: Rocket Lab)

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Das US-Raumfahrtunternehmen Rocket Lab ist dem Ziel nähergekommen, die erste Stufe seiner orbitalen Trägerrakete Electron wiederzuverwenden. In einem Test vor der neuseeländischen Küste gelang es, ein spezielles, in Design und Gewicht aber mit der tatsächlichen Stufe übereinstimmendes Modell mit einem Hubschrauber einzufangen. Einen Start musste die Rakete dafür aber nicht absolvieren.

Für den Test wurde der Testkörper von einem Hubschrauber auf eine nicht genannte Höhe gebracht und dort freigelassen. Anschließend öffnete sich ein Fallschirm mitsamt Fangseil, das ein zweiter Hubschrauber in rund 1500 m Höhe im ersten Versuch erfasste. Dabei handelt es sich aber nur um eine von zwei Möglichkeiten, die erste Raketenstufe heil zu Boden zu bringen.

Die Alternative will Rocket Lab den bisherigen Planungen zufolge Ende 2020 erproben. Dann soll eine Electron-Rakete vom eigenen Weltraumbahnhof in Neuseeland, rund 350 km nordöstlich von Wellington, starten. Die im Zuge des Aufstiegs abgetrennte Stufe kehrt dann zur Erde zurück. Ein Fallschirm soll die Geschwindigkeit so weit reduzieren, dass die Stufe sanft im Südpazifik landet. Anschließend will das Unternehmen die Stufe per Schiff zur weiteren Auswertung einsammeln.

Bereits Ende 2019 und Anfang 2020 führte Rocket Labs Wiedereintrittstests durch. Das Reaction Control System der ersten Stufe sorgte für eine optimale Fluglage und bremste sie von mehr als 7000 auf nur noch 900 km/h ab.

Die mehrfache Verwendung der ersten Raketenstufe ist ein wichtiger Baustein für vergleichsweise günstige Starts – neben dem Einsatz von Triebwerken aus dem 3D-Drucker. Ein Start der insgesamt maximal dreistufigen Electron-Rakete soll so nur noch etwa 4,9 Millionen US-Dollar kosten. Die Nutzlast liegt bei maximal 225 kg, die die Rakete in eine sonnensynchrone Umlaufbahn transportieren kann. Damit konkurriert sie unter anderem mit der russischen Start-1, bei der für Starts jedoch etwa 8 Millionen US-Dollar veranschlagt werden.

An wiederverwendbaren Raketenstufen arbeiten mehreren Raumfahrtunternehmen. Die Schwerlastrakete Falcon Heavy des US-Unternehmens SpaceX verfügt über drei Stufen, die mehrfach einsetzbar sind. Diese nutzen allerdings keinen Fallschirm, sondern die eigenen Triebwerke für eine kontrollierte Landung. (pbe)