Microsoft: Windows-Quelltexte für den Bundestag

Die Diskussion um Linux oder Windows im Bundestag geht in eine weitere Runde: Microsoft bietet jetzt den Windows-Quelltext an.

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Von
  • Peter Siering

Mit der Schlagzeile "Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit" hat Microsoft sein Angebot versehen, dem deutschen Bundestag den Zugriff auf den Windows-Quellcode zu gewähren. Als Anlass dafür nennt die deutsche Niederlassung Diskussionen in den verschiedenen Gremien des Bundestags "um angebliche versteckte Funktionalität". Kurt Sibold, Vorsitzender der Microsoft-Geschäftsführung in Unterschleißheim, würde sich freuen, wenn der Bundestag darauf eingeht: "Dieser Schritt würde gleichzeitig das Ende vieler unbegründeter Spekulationen bedeuten, die schließlich enorme Ressourcen auf beiden Seiten des Verhandlungstisches in Anspruch genommen haben."

Microsoft konkretisiert auch gleich, wer Zugriff auf den Quelltext haben soll: Das Präsidium und die IuK-Kommission des deutschen Bundestages und außerdem das Bundesministerium des Inneren (BMI). Das ist delikat, denn im März 2000 hatte Microsoft dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das zum BMI gehört, den Einblick in die Windows-Quelltexte verweigert -- seinerzeit ging es um die in Windows 2000 integrierte Software zur Defragmentierung.

Microsoft betont, dass die Herausgabe der Quelltexte kein Einzelfall sei, sondern schon seit Jahren praktiziert werde. Man habe die Quelltexte an große Unternehmen und akademische Einrichtungen -- darunter auch deutsche Universitäten -- ausgeliefert. Die Lizenzierung der Quelltexte bedeute nicht nur den Zugriff darauf, sondern umfasse darüber hinaus auch Werkzeuge, mit dem sich systeminterne Abläufe verfolgen lassen. O-Ton Microsoft: "... enthält auch praktisches Werkzeug, mit dem das Verhalten des Betriebssystems und der übermittelten Daten in individuellen Fällen getestet und nachgeprüft werden kann".

Den eigentlichen Unterschied zwischen einer Lizenzierung der Quelltexte und der offenen Einsehbarkeit für Jedermann, wie sie bei Open-Source-Software gegeben ist, thematisiert Microsoft in seiner Pressemitteilung übrigens nicht. Genau dieser Punkt gilt aber bei vielen Beteiligten als einer der wesentlichen Vorteile von Linux und anderen freien Betriebssystemen, um die es in der Diskussion eigentlich geht. (ps)