NSO, Cellebrite, Clearview & Co.: Mit Spyware und Überwachung gegen das Virus

Auch wenn sich mancherorts datensparsame Apps zum Contact-Tracing durchzusetzen scheinen, sehen umstrittene Firmen für ihre Dienste einen Markt.

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NSO, Cellebrite, Clearview & Co.: Mit Spyware und Überwachung gegen das Virus

(Bild: ImageFlow/creativeneko/Shutterstock.com)

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Weltweit bieten Spyware- und Hacking-Firmen sowie Überwachungsdienstleister ihre Dienste aktuell Staaten an, um mit technischer Hilfe die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 eindämmen zu helfen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf insgesamt acht solcher Angebote.

Demnach will etwa die fürs Hacken von iPhones bekannte Firma Cellebrite Smartphones von Infizierten entsperren, um mögliche Kontaktpersonen identifizieren zu können und "die richtigen Personen in Quarantäne" zu schicken. Die umstrittene Firma NSO will wiederum Technik verkaufen, um die Standorte aller Bürger zu überwachen und nachträglich mögliche Infektionsketten aufzudecken. Ein Unternehmen namens Intellexa installiert derartige Technik demnach bereits in zwei westeuropäischen Staaten.

Im Zuge der sich verschärfenden Pandemie wird in Europa und den USA seit Wochen diskutiert, wie die teils massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft aufgehoben werden können, ohne dass sich der Virus wieder exponentiell ausbreitet. Früh wurde dabei ins Spiel gebracht, die allgegenwärtigen Smartphones zu nutzen, um herauszufinden, mit wem Infizierte Kontakt hatten, als sie ansteckend waren, aber noch nichts von der Infektion wussten. Anfangs wurde auch in Deutschland diskutiert, dafür auf Standortdaten etwa aus dem Mobilfunknetz oder von GPS zu setzen.

Weil das nicht genau genug wäre und auch aus Datenschutzgründen, wurde das aber aufgegeben. Inzwischen wird zumeist auf freiwillige Apps gesetzt, die Kontakte per Bluetooth erkennen, abspeichern und nachträglich informieren.

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Die verschiedenen Überwachungsanbieter sehen in der Debatte offenbar ihre Felle davonschwimmen, obwohl sie ihre eigene Technik für besser geeignet halten, schreibt Reuters. In mehreren Staaten stoßen sie demnach auch auf offene Ohren. So hätten staatliche Stellen in Südkorea, Pakistan, Ecuador und Südafrika öffentlich angedeutet, auf Mobilfunkdaten zur Kontaktverfolgung zugreifen zu wollen. Mehrere Firmen bieten ihre Technik nun genau dafür an, NSO etwa teste seine bereits in zehn Staaten in Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika. Daneben seien gleich mehrere weitere israelische Unternehmen in dem Markt aktiv, schreibt Reuters weiter.

In einem möglicherweise milliardenschweren Markt mitmischen will auch Clearview, berichtet NBC News. Die hochumstrittene US-Firma hatte für Schlagzeilen gesorgt, als bekannt wurde, dass sie aus sozialen Netzwerken drei Milliarden Porträtfotos abgesaugt und in eine Datenbank eingebaut hat, über die sie zahlenden Kunden und Investoren Dienste zur Gesichtserkennung anbietet.

Genau diese Technik soll nun auch in der Corona-Krise helfen, meint der Firmengründer. Mit automatischer Gesichtserkennung könne in Daten von Überwachungskameras ermittelt werden, mit wem eine Infizierte Person Kontakt hatte, meint er und dürfte sich genauso wie die Konkurrenz Folgeaufträge erhoffen. Der Intellexa-Chef etwa erklärte gegenüber Reuters, er hoffe darauf, dass die Werkzeuge zur Massenüberwachung nach der Corona-Krise für Spionage und Sicherheit genutzt würden: "Wir wollen, dass Staaten upgraden können."

(mho)